Kommentar zu Kapitel 8.9 Bewertung von Ungewissheiten
Das Kapitel verweist auf Kapitel 10 in der Anlage 1. 10 Bewertung von Ungewissheiten.
In Kapitel 10.4.3ff wird auf Modellungewissheiten eingegangen. Dies ist zu begrüßen, weil in dem Dokument bereits eine große Anzahl von Modellen und Modellierungen vorgestellt wird. Ich habe aber nicht erkennen können, wie alle diese unterschiedlichen Modellierungen systematisch bewertet werden, oder bewertet werden können, um so eine Gewissheit über die jeweilige Zuverlässigkeit erlangen zu können. Ich hatte allerdings angenommen, dass dies das Ziel des jetzigen zweiten Teils der Phase 1 ist.
Da so etwas passiert (passieren soll) ist zu erkennen. Möglicherweise würde es der Lesbarkeit helfen, wenn die Darstellung der Modelle etwas anders strukturiert würde.
Generell werden in diesem Kontext zwei Herangehensweisen genutzt. Eine davon ist das Erstellen realistischer Modelle, wo durch das Weglassen von unnötigen Details alles so vereinfacht ist, dass das Modell genutzt werden kann, weil alles das, was wichtig ist, erhalten geblieben ist. Eine zweite sind Analogien. Hier wird ein abstraktes Modell erstellt in dem der Wesenskern der Untersuchung, das System, das Phänomen richtig dargestellt werden.
Welche Modelle im Konzept (inkl. Anlage 1) fallen in die jeweiligen Kategorien?
In meinem Berufsleben wurde in einzelnen Bereichen manchmal beobachtet, dass, wenn man zu viel modelliert, dies irgendwann für das wirkliche Leben hält. Deshalb auch meine Anregungen zu Tests gegen die Realität.
Für ein Modell muss das, was betrachtet werden soll, formalisiert und definiert werden. Das Modell, und die Vorgänge darin, müssen logisch erklärbar, nachvollziehbar, und handhabbar sein.
Dies bedeutet, dass die Vorgänge sich durch Berechnungen darstellen lassen. Es muss in der Regel Mathematik und Logik genutzt werden, um etwas zu beschreiben.
Bei der Geologie ist dies nur sehr eingeschränkt möglich. Natürlich steht eine Menge geostatistischer Methoden zur Verfügung, um alles Mögliche zu berechnen. Dabei kommt auch immer ein Ergfebnis heraus.
Das kann aber falsch sein, ohne dass dies direkt erkannt werden kann.
In Modellen wird das Wissen über den Sachverhalt dadurch ausgedrückt, wie zuverlässig korrelative, kausale, und logische Beziehungen verstanden worden sind. Die vorhandene Unsicherheit wird deshalb durch Verwendung von Wahrscheinlichkeitsverteilungen und Präferenzen (abgebildet als Rangfolgen) dargestellt. Die Wahrscheinlichkeit hilft dabei, die Ungewissheit zuverlässig mit in die Darstellung einzubeziehen. Die Präferenzen adressieren den Wissensstand (so wie im Konzept: die Arbeit beginnt mit den geowissenschaftlichen Erwägungen 1 bis 4).
Ich hatte bereits in vorherigen Kommentaren versucht, die Bedeutung der Verwendung von Wahrscheinlichkeit zu erläutern. Möglicherweise findet dazu auch etwas in den erwähnten Forschungsvorhaben statt. Was darin mit welchem Zweck stattfindet, ist allerdings nicht erläutert oder über verlinkte Informationsquellen zugänglich.
Je nach der Art des zu lösenden Problems werden möglicherweise für denselben Sachverhalt mehrere unterschiedliche Arten von Modellen benötigt. Je nachdem, was gewusst werden soll, erfüllt ein Modell eine bestimmte Aufgabe, zum Beispiel es simuliert oder optimiert etwas, und ermöglicht damit eine Reihe von Vorhersagen. Nach der Aufgabenstellung:
Es soll etwas begründet werden.
In dem Modell werden die Verhältnisse in einem Sachverhalt identifiziert, und daraus logische Schlussfolgerungen gezogen. Es wird beschreiben, was vorhanden ist, wer etwas macht, und warum etwas geschieht. Je nach Unsicherheit werden bestimmte Annahmen genutzt.
Durch logisches Denken wird bestimmt, was möglich ist, und was nicht. Damit kann entdeckt werden, unter welchen Bedingungen die vorhandenen Einsichten funktionieren, und unter welchen nicht. In der Regel können die logischen Schlussfolgerungen als mathematische Beziehungen ausgedrückt werden (und müssen es auch).
Dies ist in diesem Sachverhalt bei der Planung der Reduzierung der Ungewissheit über die geologischen Verhältnisse relevant.
Es soll etwas erklärt werden.
Das Modell stellt überprüfbare Erklärungen für empirisch erfasste Phänomene bereit. Ein Beispiel sind Experimente aus Physik und Chemie, und die Gesetzmäßigkeiten, die daraus abgeleitet werden können.
In geologischen Sachverhalten ist dies nur eingeschränkt zuverlässig möglich. Am Ende der Endlagersuche sollte allerdings erklärt werden können, warum die Lösung funktioniert.
Es soll etwas entworfen werden.
Das Modell ermöglicht das Auswählen von Gestaltungselementen für Maschinen, Abläufe … Es werden unterschiedliche Gestaltungselemente konstruiert, deren Funktionalität miteinander verglichen werden kann. Dann wird modelliert, wie sich diese Elemente auf den Sachverhalt auswirken.
Dies findet bereits in großem Maße statt (Beispiel: Endlagerauslegung)
Es soll etwas kommuniziert werden.
Das Modell übermittelt Wissen und Einsichten in einem Format, dass sicherstellt, dass es zu keinen Missverständnissen kommt. Die in dem Sachverhalt vorhandenen Gegenstände und Beziehungen können genau und präzise ausgedrückt werden.
Modelle, die nicht kommuniziert werden können, können nicht angewendet werden. Sie können auch nicht genutzt werden, um die gewonnenen Einsichten und Methoden auf andere Sachverhalte übertragen zu können.
Es wird zurzeit zwar kommuniziert. Es ist aber unklar, wie effektiv und effizient die Kommunikation ist. Die Einschätzung der Qualität der Darstellung liegt dabei bei denen, die sich die verfügbar gemachten Berichte anschauen und Feedback geben (das braucht die nicht zu tun, sie werden dafür nicht bezahlt).
Jemand soll handeln.
Das Modell leitet an, wie aus Leitlinien und zwischen strategischen Aktionen ausgewählt werden kann. Modelle werden erstellt, um bei Sachverhalten mit Unsicherheit zu simulieren, welche Ergebnisse welche Art von Handlung haben wird, und wie wahrscheinlich es ist, dass Probleme bestimmter Größenordnungen auftreten.
Daraus werden Leitlinien dazu entwickelt, wer, was, wann, und wo tun darf, und wer nicht.
Im Zusammenhang mit der Endlagersuche habe ich diese Leitlinien bisher nicht gefunden. Vielleicht gibt es sie aber.
Es soll etwas vorhergesagt werden.
Das Modell erstellt numerische und kategorische Vorhersagen von zukünftigen (auch unbekannten) Phänomen. In diesem Fall ist dies die Sicherheit eines Endlagers für hochradioaktive Abfälle über einen bestimmten Zeitraum.
Ein Modell ermöglicht das Erforschen von Möglichkeiten und Hypothesen. Möglichkeiten beschreiben das, was mit einem bestimmten Wissen aus den Daten und Informationen für einen Sachverhalt abgeleitet werden kann, es dabei aber nicht sicher ist, ob die Ableitung richtig oder falsch ist. Der wahre Zustand des Sachverhaltes ist unbekannt, soll aber gewusst sein.
Deshalb werden Hypothesen aufgestellt, die daraufhin getestet werden, ob das Modell bestätigt werden kann oder verworfen werden muss.
Dazu habe ich im Konzept nichts gefunden. Vielleicht habe ich das allerdings in der Darstellung nicht erkannt.
Da Modelle die mehr oder weniger vereinfachte Darstellung der Realität sind, enthalten Sie Ungewissheiten. Wenn ein Modell erstellt wird, dann wird angenommen, dass alle Details der Wirklichkeit, die weglassen werden, nicht wichtig sind. Manche Sachen werden auch einfach nicht gewusst, und Annahmen müssen deshalb gemacht werden. (Wenn alle diese Kenntnisse vorhanden wären, dann brauchte kein Modell erschaffen und genutzt werden.) Als ich mir vor einem Jahr öffentlich verfügbare Modellstudien angeschaut habe, hatte ich nicht den Eindruck, dass alle Details, die weggelassen wurden, unwichtig sind. Ich hatte dies auch kommuniziert (allerdings keine zügie Antwort bekommen).
Die Dokumentation aller dieser Informationen (Ungewissheiten, Gesetzmäßigkeiten, wissenschaftliche Erkenntnisse, Annahmen, Eingangsdaten, Abläufe, usw.) für das Modell ermöglicht eine anschließende Beurteilung der Ergebnisse, die durch die Anwendung dieses Modells erzielt wurden.
Dies bildet die Basis für die kontinuierliche Verbesserung des Modells. Die Zuverlässigkeit von Informationen kann eingeschätzt werden.
Es ist anzunehmen, dass dies passieren wird. Ich habe in dem Konzept nicht erkennen können. In welchen spezifischen Stadien der jeweiligen Phase dies passiert, und ob es dazu eine Beteiligung gibt.
Zur Einschätzung eines beliebigen Modells sind weitere Kriterien notwendig: Stimmigkeit, Ausdruckskraft, Leistungsfähigkeit, Eignung, Willkür, und Wirksamkeit. Damit wird die Qualität der Darstellung beurteilt. Ich habe dazu nichts gefunden. Da eine reine Auflistung dieser <Begriffe möglicherweise missverstanden wird, hole ich jetzt etwas aus.
Stimmigkeit
Die Stimmigkeit ist das Ausmaß, zu dem die einzelnen Teile eines Modells ein Ganzes bilden. Mängel in der Stimmigkeit fallen oft zuerst auf. Es passt etwas nicht zusammen.
Beim Erstellen von Modellen werden Modellierungstechniken verwendet. Modelle, die einen hohen Detaillierungsgrad und eine hohe Genauigkeit aufweisen, obwohl nur eine geringe Menge von Beobachtungen als Eingabeinformation vorhanden ist, sind zu einem bestimmten Grad unstimmig. Hier wurde möglicherweise viel erfunden (phantasiert), ohne dass die dafür notwendigen Eingangsdaten und Informationen vorhanden sind.
Unstimmigkeit tritt auf, wenn etwas nicht zu einander passt: Zum Beispiel die Detailtiefe zur Menge der Beobachtungen, oder die Genauigkeit zur Art der Beobachtungen. Wenn Defizite in der Stimmigkeit beobachtet werden, muss analysiert werden, wie sich dies auf die Eigenschaften des gesamten Modells auswirkt.
Der jetzigen Dokumentation sind dazu sehr wenige Informationen vorhanden. Es ist bei vielen Modellen nicht sicher zu erkennen, wie sie zueinander stehen, abgesehen davon, dass sie sich irgendwie auf ein bestimmtes Wirtsgestein beziehen.
Ausdruckskraft
Die Ausdruckskraft ist der Grad, zu dem eine bestimmte Modellierungstechnik in der Lage ist, Modelle von einer beliebigen Anzahl und Art zu gestalten. Modelle der Wirklichkeit sollen die Wirklichkeit so ausdrücken, dass das nachvollzogen werden kann.
Wenn ein Modell nicht verstanden werden kann, dann hat es keine Ausdruckskraft. Es kann nicht genutzt werden.
Oft ist es hilfreich, sich die Frage zu stellen, ob die Darstellung des Modells das ausdrückt, was erklärt werden soll, oder ob eine andere Form der Darstellung geeigneter wäre.
Nach meiner Einschätzung war die Ausdruckskraft der bisher in diesem Zusammenhang vorgestellten Modelle mangelhaft. Das Konzept (inkl. Anlage 1) ist in dieser Hinsicht zwar besser als der Teilbericht (inkl. unterliegende Dokumente), aber immer noch sehr eingeschränkt. Die digitale Bereitstellung von Inhalten über Links könnte die Lesbarkeit verbessern.
Leistungsfähigkeit
Die Leistungsfähigkeit ist der Grad, zu dem der Modellierungsprozess die notwendigen Ressourcen wie Zeit und Arbeitskraft nutzt. In der Regel ist die Erstellung eines Modells aufwändig. Natürlich können mit einer geringen Zahl an Beobachtungen und wenig Wissen sehr viele unterschiedliche Modelle gebaut werden. Es kann mit einer geringen Zahl an Beobachtungen und wenig Wissen auch nur ein Modell erstellt werden, um herauszufinden, welche weiteren Beobachtungen besonders wichtig sind, um das Modell leistungsfähiger zu machen.
Da mit einem Modell bestimmte Fragen beantwortet sollen, sollen die Antworten darauf durch die geringste Anzahl der dafür notwendigen Modelle geliefert werden. Dabei sollen jedoch keine Modelle unterschlagen werden, die zur Beantwortung notwendig sind.
Um dies beurteilen zu können, muss das Problem verstanden worden sein, was durch die Nutzung des Modells gelöst werden soll.
Es schient in diesem Sachverhalt dazu unterschiedliche Ansichten zu geben.
Um die Kosten gering zu halten, wird oft versucht, die geringstmögliche Anzahl zu erstellen, die Anzahl, mit der die Aufgabe als abgeschlossen angesehen werden kann. Die Anzahl ist jedoch nicht entscheidend über den Nutzen der einzelnen Modelle. Die Leistungsfähigkeit entscheidet. Erlauben alle Modellvarianten zusammen die Beantwortung aller zu lösenden Fragen? Nur wenn dies der Fall ist, dann sind zunächst keine weiteren Modelle notwendig.
Häufig wird nur ein einziges Modell erstellt, was alle vorhandenen Beobachtungen richtig und vollständig wiedergibt. Jede weitere Beobachtung validiert dann das Modell, oder erzwingt Änderungen, bis hin zur Erstellung eines neuen, anderen Modells.
Dies ist oft in der Kohlenwasserstoffindustrie der Fall. Ein dreidimensionales geologisches Modell ist aufwändig in der Erstellung. Es dient als Grundlage für eine Reservoir-Simulation, mit der dargestellt wird, wie sich die Lagerstätte bei der Förderung verhält (Vorhersage). Bei der Förderung wird gemessen, wie zuverlässig die Vorhersage zutrifft. In vielen Fällen ist die Zuverlässigkeit bei Beginn nicht ausreichend, weil das geologische Modell Fehler enthält. Dies erfordert dann nicht nur eine Neuinterpretation.
Eignung
Die Eignung ist der Grad, zu dem eine gegebene Modellierungstechnik speziell auf eine bestimmte Art von Anforderungen an Modelle zugeschnitten ist. Ein Beispiel: Es soll modelliert werden, weil eine Vorhersage erstellt werden soll. Wenn es die Modellierungstechnik es nicht erlaubt, die dafür notwendigen Faktoren zu berücksichtigen, dann ist sie ungeeignet.
In diesem Bereich können unterschiedliche Fachgebiete voneinander lernen. Das, was in einem bestimmten Fachgebiet (neu) entwickelt wurde und funktioniert, kann möglicherweise auch für völlig andere (ab- und umgewandelt) geeignet sein. Die Verfügbarkeit billiger Rechenkapazität macht vieles möglich, was noch vor wenigen Jahren auf die Anwendung in bestimmten Fachgebieten beschränkt war. Die Nutzung von Wahrscheinlichkeit erfordert oft die Durchführung von Simulationen. Dazu reicht jetzt manchmal die Rechenkapazität eines Notebooks.
Willkür
Die Willkür ist der Grad der Freiheit, der bei der Modellierung in ein und demselben Sachverhalt besteht. Wenn auf einer 2-dimensionalen Darstellung etwas Bestimmtes zu sehen ist, wie sieht es davor/dahinter (in 3D) aus? Sind unterschiedliche Interpretationen möglich? Würde eine andere bildgebende Technologie helfen, genauere Informationen zu erhalten? Ist die Freiheit, andere Interpretationen zu machen, dadurch eingeschränkt, indem noch weitere zusätzliche Informationen vorliegen?
Desto weniger von einem Sachverhalt verstanden worden ist, desto schwieriger wird Willkür erkannt werden können.
In dem Konzept sind zu den Sachverhalten zu wenig Daten verfügbar, um dies beurteilen zu können. Dies ist in Vorhaben oft ein großes Risiko: Etwas erscheint völlig plausibel und wird durch vorhandene Daten und Interpretation belegt. Der Erwerb von weiteren Daten zeigt dann, dass die initiale Darstellung falsch war.
Wirksamkeit
Die Wirksamkeit ist das Ausmaß, zu dem der Modellierungsprozess sein Ziel erreicht. Wenn das Modell keine Vorhersagen zulässt, die dann in der Realität in irgendeiner Art und Weise zufriedenstellend nachgeprüft werden können, dann kann der Grad der Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden.
Dies kann schwierig sein. In diesem Sachverhalt sollen schließlich keine Radionuklide in die Biosphäre gelangen. Es sollte aber zumindest modelliert werden, wie sie dies könnten.
Ohne ein Verständnis von Kausalbeziehungen kann die Zuverlässigkeit der Sicherungsmaßnahmen lediglich angenommen werden.
Modelle unterstützen bei der Exploration von Sachverhalten, besonders dann, wenn die Ungewissheit hoch, und das Verständnis eingeschränkt ist.
Ein Modell wird mit dem Ziel genutzt, ein Problem zu lösen. Was zählt ist, ob, oder in wie weit das Modell hilft, das Problem zu lösen. Dabei zählt nicht, dass für die Erstellung eines Modells bereits viel Arbeit geleistet wurde, und nun ein Ergebnis vorliegt. Dieses Ergebnis kann falsch und irreführend sein.
Es kann gut sein, dass sich einem Sachverhalt mit mehreren unterschiedlichen Modellen genähert werden muss, um unterschiedliche Aspekte ausleuchten zu können.
In allen Modellen, abgesehen von denen, die Naturgesetze kommunizieren, gibt es Modellungewissheiten. Diese müssen bei jedem Modell jeweils separat betrachtet und beurteilt werden. Nach meiner Erfahrung sind die drei wichtigsten:
1. Die Ungewissheit der Modellstruktur beschreibt die Möglichkeit, dass ein Teil der Struktur des Modells falsch ist. Dies tritt häufig auf, wenn die Kenntnisse unvollständig sind, und die Struktur lediglich auf der Grundlage von Beobachtungen interpretiert wurde.
2. Die Ungewissheit der Modellparameter beschreibt die Möglichkeit, dass einige gewählte Parameterwerte nicht von ausreichender Qualität sind. Das resultiert in unzureichend genauen Vorhersagen. Desto weniger belastbare und zuverlässige Informationen in dem Modell genutzt werden, desto häufiger tritt dies auf.
3. Die Messungewissheit bezieht sich auf die Verwendung falscher Eingabewerte. Dies ist besonders beim Umgang mit großen Datenmengen ein Problem. In der Regel sind einige Daten fehlerhaft. Es wird jedoch nicht gewusst, welche das sind. Wenn dies nicht entdeckt wird, dann werden falsche Ergebnisse produziert. Wenn Daten entfernt werden, weil angenommen wird, dass sie fehlerhaft sind, diese Annahmen jedoch nicht stimmen, dann werden falsche Ergebnisse produziert.
Bei jedem Modell ist es notwendig, die Modellungewissheiten zu dokumentieren. Damit wird die Grundlage für eine Beurteilung der Ergebnisse geschaffen, bei der entschieden werden soll, ob die Modellungewissheit reduziert werden muss, um zuverlässigere Ergebnisse zu erzielen.
Wenn die Modellungewissheit nicht reduziert werde kann, können die resultierenden Unsicherheiten möglicherweise so groß sein, dass das Modell keine verwertbaren Aussagen liefern kann.
Wenn gar keine Modellungewissheit dokumentiert wurde, ist eine Einschätzung der Qualität eines Modells (zum Beispiel bezüglich Sicherheitsanforderungen) nicht zuverlässig möglich.
In ihrer einfachsten Form vergleichen Beurteilungen der Modellunsicherheit die Vorhersage mit dem tatsächlichen Ergebnis.
Dies ist hier wohl nur eingeschränkt möglich, weil keine „Versuchsendlager“ betrieben werden. Deshalb könnte es vorteilhaft sein, sich sobald wie möglich zu überlegen, was wie und wo getestet werden könnte.
Beispiele: Ich hatte in einem vorherigen Kommentar über einen „Pseudocastor“ in Gorleben spekuliert. In einem anderen Kommentar hatte ich vorgeschlagen, zu testen, wie konsistent geologische Gesteinsbeschreibungen erstellt und genutzt werden. Bei dem Kommentar zu dem Potential, die Unsicherheit durch den Erwerb weiterer Daten zu adressieren hatte ich vorgeschlagen, ein Formation Micro Imaging Tool zu testen.
Wenn Vorhersagen lediglich auf Vermutungen beruhen, könnte man versucht sein, Form und Muster von Fehlern dazu zu verwenden, um einige provisorische, mehr „schlecht als recht“ zu nutzende Vorhersageintervalle zu dokumentieren, wie zum Beispiel: Die Vorhersageergebnisse sind bei 3 von 5 Vorhersagen (60% Intervall) nützlich.
Dieses Ergebnis ist sehr nahe an 50%. Das bedeutet, dass die Ergebnisse möglicherweise genauso oft nützlich, wie sie nicht nützlich sind.
Dabei kann eine wichtige Lektion gelernt werden: Ein Modell, das auf Vermutungen basiert, produziert auch lediglich Vermutungen.
Eine Vorhersage ist in der Regel nur nützlich, wenn sie eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 0,8 hat zuzutreffen.
Die Ergebnisse von Modellen können akzeptabel sein, wenn alle Komponenten des Systems eine streng lineare Beziehung zueinander haben. In allen anderen Fällen wird das Ergebnis der Modellrechnung möglicherweise einen (großen) Fehler haben.
Ein einfaches Beispiel ist ein nicht-lineares System. Bei diesem System hat jeder Ablauf/jede Funktion ein bestimmtes Limit. Sobald das Limit erreicht ist (Kapazität), ändert sich das Systemverhalten plötzlich, und unerwartete Ergebnisse treten auf. In dem Fall des Endlagers wäre dies zum Beispiel die Bildung von unerwarteten Fluidwegsamkeiten und deren Auswirkungen.
Ein Beispiel
Drill- Stem-Tests produzieren Druckmessungen. Die werden dann zu Berechnungen genutzt. Die Messergebnisse werden interpretiert. Das Ergebnis der Berechnung kann intuitiv richtig aussehen. Es muss aber nicht richtig sein. Desto weniger die Geologie verstanden worden ist, desto mehr Möglichkeiten existieren, was das Ergebnis bedeuten könnte. Eine falsch interpretierte Druckmessung führt zu falschen wirtschaftlichen Entscheidungen.
Ein häufig genutzter Ansatz zur Schätzung der Modellunsicherheit ist die Analyse der Zuverlässigkeit (Ungewissheiten), die über die Eingangsdaten/Informationen in das Modell einfließen, und welche Ungewissheiten dies in den Ergebnissen (Vorhersagen) auslöst.
Dies ist besonders wichtig bei der Vorhersage von Ereignissen, die noch nicht passiert sind, und von denen geplant ist, dass sie auch niemals passieren werden. Dies ist beim Endlager der Fall.
(Ein anderes Beispiel ist die Rechtfertigung von Schutzmaßnahmen und Risikominderungsmaßnahmen zur Vermeidung von durch Menschen gemachten Katastrophen wie der Klimakrise. Da funktioniert dies auch nicht gut.)
Desto größer das Risiko ist, desto mehr empfiehlt sich die Erstellung von Modellen, das Durchführen von Experimenten und Simulationen, und der Erwerb zusätzlicher Informationen, die notwendig sind, um die Zuverlässigkeit von Vorhersagen zu verbessern.
Dies macht auch dann Sinn, wenn dies zunächst mit Ausgaben verbunden ist, die keine direkten Fortschritte unterstützen, sondern lediglich einen Erkenntnisgewinn.
Bei vielen Vorgängen ist der Einfluss von Zeit schlecht verstanden. Wenn nicht rechtzeitig begonnen wird, dann ist möglicherweise nicht mehr genügend Zeit vorhanden, um eine Analyse anfertigen zu können, aufgrund derer effektive Schutzmaßnahmen hätten implementiert werden können. Die Endlagersuche ist von diesem Defizit betroffen: Die Castor Behälter halten überirdisch nur für eine realtiv kurze Zeitspanne.
Zurzeit wird dargestellt, dass die Endlagersuche in sehr spezifischen Phasen abläuft. Es könnte sich überlegt werden, ob nicht in einigen Bereichen zumindest zeitweise für bestimmte Probleme eine agilere Vorgehensweise genutzt wird, um herauszufinden, ob die geplante Vorgehensweise auch wirklich erfolgreich sein muss. Damit könnten Zweifel (auch eine Komponente von Ungewissheit) adressiert werden.
Nach meiner Erfahrung kann im Zusammenhang mit einer Modellierung viel von einer Kollaboration profitiert werden. Dazu muss das Modell für mögliche KollaborteurInnen allerdings leicht identifizierbar sein. Das ist zurzeit nicht der Fall.
Eine leichtere Verfügbarkeit würde eine Entscheidung leichter machen, ob man dazu beitragen könnte, möchte, sollte, oder nicht.
Kommentar zu Kapitel 8.9 Bewertung von Ungewissheiten Das Kapitel verweist auf Kapitel 10 in der Anlage 1. 10 Bewertung von Ungewissheiten.
Häufig wird in Vorhaben nur ein einziges geologisches Modell genutzt. Dieses Modell wurde aus der Interpretation aller verfügbaren Daten erstellt. Alle Daten passen in das Modell. Es sieht deshalb plausibel aus.
Besonders für Außenstehende reicht dies oft aus. Wenn dann eine Aktion geschieht (Bohrung, Reflexionsseismik), dann gibt es neue Information, und das Modell wird damit angepasst. Die beteiligten Ingenieure zucken dann mit den Achseln: „Geologie eben. Immer für eine Überraschung gut“.
Es gibt aber regelmäßig auch Informationen, die erfordern, das Modell grundlegend zu ändern. Da wird dann nicht nur mit den Achseln gezuckt. Da sind dann von allen Beteiligten Nacharbeiten und zusätzliche Investitionen notwendig.
Deswegen ist es oft von Vorteil, ein etwas detaillierteres Verständnis davon vermitteln, mit welchen Problemen sich die Geologie herumschlägt. In der Regel sind die nicht gut bekannt. Sie sind gut nachzuvollziehen, weil die Medizin im Wesentlichen die gleiche Art der Probleme hat.
Zehn (nach meiner Erfahrung wichtige) Probleme der geowissenschaftlichen Arbeit sind unten beschrieben. Zunächst sieht der Text eher abschreckend lang aus (in einer Zeit, wo alles in 4 Sätzen ausgedrückt werden soll, weil die Aufmerksamkeitsspange sonst überfordert ist). Da muss man allerdings durch, weil die Natur darauf keine Rücksicht nimmt.
1. Standort
Der Standort ist die Lokation des Sachverhaltes in Bezug zu einem auf der Erde vorkommendem System. Es ist die Stelle in dem System, von dem aus Beobachtungen vorgenommen werden. Beobachtungen von unterschiedlichen Standorten zu einem bestimmten Sachverhalt stellen diesen oft unterschiedlich dar.
In einem Bericht über einen Sachverhalt ist der Standort vorgewählt. Es ist der Bericht von diesem Standort aus.
In der Regel wird nicht versucht, sich vorzustellen, welche anderen Standorte eingenommen werden sollten (müssen), um ein vollständiges Bild von dem Sachverhalt zu bekommen.
Die Probleme mit Standorten beziehen sich nicht auf den Raum, den der beobachtete Sachverhalt einnimmt, sondern auf die Extrapolation der Ergebnisse von einem Standort zu einem anderen Standort, und von einem Sachverhalt zu einem anderen Sachverhalt.
Es gibt zwei wesentliche Aspekte des Problems: zum einen die Abstände zwischen den Sachverhalten, und zum anderen die unabhängig voneinander in unterschiedlichen Sachverhalten beobachtenden Personen, die die Informationen über den jeweiligen Sachverhalt bereitstellen (mit ihrer unterschiedlichen Ausbildung, Einstellung, Lebensgestaltung, usw.).
Das Problem tritt auf, weil auf der Erde bestimmte Sachverhalte an einem beliebigen Zeitpunkt einzeln, zusammen, und mit einer unterschiedlichen Gewichtung auftreten. Das Ergebnis der Beobachtung an einem Ort kann möglicherweise nicht zu dem anderen Ort extrapoliert werden.
Die erfolgreiche Zusammenführung der Datenerfassung, der Analyseergebnisse und der Interpretationen, die durch unabhängig voneinander arbeitende Personen bereitgestellt werden, verlangt eine starke Standardisierung der Vorgehensweise, gemeinsame Sprache, gemeinsame Kontrollen, und weiteres mehr. Es ist unklar, inwieweit dies bei dem Daten und Informationstransfer zwischen der BGE und den jeweiligen zuliefernden Behörden gelingt.
Oft können durch einen mehrfachen Standortwechsel innerhalb des gleichen Sachverhalts neue, zusätzliche Beobachtungen machen. Dadurch kann die Ungewissheit in diesem Sachverhalt reduziert werden.
2. Konvergenz
Konvergenz beschreibt die Entstehung ähnlicher Ergebnisse aus unterschiedlichen Ursachen und durch unterschiedliche Prozesse. Sie beschreibt, dass und wie aus unterschiedlichen Ursachen und durch unterschiedliche Prozesse ähnliche Ergebnisse entstehen.
Äquifinalität ist das Prinzip, dass in offenen Systemen ein bestimmtes Endstadium durch eine Vielzahl unterschiedlichster Möglichkeiten erreicht werden kann.
Sobald es offensichtlich ist, dass dies stattfindet (stattgefunden hat, stattfinden wird) ist die Nutzung von Analogien mit Problemen verbunden. Bei der Analyse und Interpretation äußert sich das darin, dass es sehr schwierig sein kann, von einem Ergebnis ausgehend sichere Rückschlüsse auf die beteiligten Ursachen und Prozesse ziehen zu können.
Dies wird oft nicht als mögliches Problem verstanden, wenn eine Erklärung von Beobachtungen als logisch erscheint, und sich keiner (der zur Auseinandersetzung mit diesem Sachverhalt etwas beitragen darf) unterschiedliche Ursachen und Prozesse vorstellen kann.
Im Kontext der Endlagersuche würde dies bedeuten, dass mehr Details zur Einsicht zur Verfügung gestellt würden, so dass es ermöglicht würde, herauszufinden, ob dieses Problem möglicherweise existiert. Danach kann dann entscheiden werden, wie damit umgegangen werden soll.
3. Einzigartigkeit (Unbestimmbarkeit)
Einzigartigkeit äußert sich als Unbestimmbarkeit. Es ist die natürliche Variabilität von gleichen Dingen. Einzigartigkeit ist eine Eigenschaft, die eine Sache unterschiedlich von anderen Sachen der gleichen Sorte, Art, oder ähnlichem macht. Einzigartig bedeutet nicht einmalig. Menschen (zum Beispiel) sind sich im Vergleich zu Affen sehr ähnlich. Jeder einzelne Mensch hat jedoch einzigartige Charakteristiken.
Allgemein gesagt ist Einzigartigkeit die Zufälligkeit oder unbestimmbare Variation in einem Datensatz.
Desto mehr visuelle Elemente aus den Beobachtungen in die Charakterisierung und Beschreibung der Daten eingehen, desto problematischer ist die Erstellung gültiger Generalisierungen. Diese erlauben es anderen Personen (als dem Beobachter), dessen Beobachtungen von einem Ort/Ereignis/Ergebnis zu nutzen, um selbst die gleiche Art von Beobachtungen an einem anderen Ort zu machen.
Zur Beschreibung müssen deshalb gut definierte Begriffe genutzt werden, die von allen Beteiligten gleich verstanden werden.
Dies ist oft nicht der Fall, sondern wird lediglich angenommen. Dazu wurde bereits in einem vorherigen Kommentar im Zusammenhang mit der Charakterisierung von Wirtsgesteinen einen Vorschlag gemacht.
4. Komplexität
Komplexität ist das Versagen von Vorhersagemöglichkeiten zum Verhalten eines Systems bei Änderungen.
Es kann sein, dass zur Darstellung von Abläufen und Systemen ein so großes Maß an Detail verwendet werden muss, und eine so hohe Vielzahl verschiedener Elemente angezeigt und beschrieben werden muss, so dass man dies nicht direkt alles ganz erfassen können. Es fehlt das Wissen, alles zu verstehen, was wahrgenommen (gesehen, gehören, …) wird. Die Darstellung eines Systems mit vielen Einzelheiten ist deshalb oft kompliziert.
Dies macht einen Vorgang/ein System jedoch nicht komplex.
Etwas ist kompliziert, wenn es anspruchsvoll, aber berechenbar ist. Anspruchsvoll bedeutet, dass es zahlreiche mitwirkende Faktoren gibt, die schwierig gleichzeitig erfasst werden können, und dass sowohl die Faktoren, als auch die Wirkungsmechanismen bekannt sind.
Komplexe Sachverhalte erlauben keine Vorhersagen dazu, wie sich der Sachverhalt entwickelt. Dies ist völlig zufällig. Deshalb machen Vorhersagen auch keinen Sinn.
Dazu wurde bereits in einem früheren Kommentar eingegangen.
5. Empfindlichkeit
Empfindlichkeit ist die Anfälligkeit eines Systems für Änderungen, die von außen angestoßen werden. Die Stärke der Änderung muss einen bestimmten Grenzwert überschreiten, damit sich das System nachweisbar nachhaltig ändert.
Das Problem ist, dass der Grenzwert zwar vorhanden ist, jedoch oft nicht zuverlässig ermittelt werden kann. Das gleiche Ereignis löst in einigen Systemen weitgreifende Änderungen aus, während in anderen, vergleichbaren Systemen keine Spuren von Veränderungen zu entdecken oder nachzuweisen sind.
Bei einer Forschungsstudie kann mit der Feststellung eines solchen Ergebnisses natürlich keinen Blumentopf gewonnen werden. Besser ist es, einen Grenzwert festzulegen. Der kann dann als Ergebnis wissenschaftlicher Forschung genutzt werden (und im ungünstigsten Fall missbraucht werden).
Bei einem unzureichenden Verständnis des Systems kann die Festsetzung eines Grenzwertes der Ausdruck bestehender Machtverhältnisse zur Durchsetzung individueller Interessen sein.
In der Darstellung der Klimakrise taucht die Darstellung der Empfindlichkeit eines Systems als Kipppunkt auf. Dies illustriert besser, was passiert, nachdem lange Zeit trotz Veränderungen bisher alles noch gut gegangen ist.
Da die Endlagersuche in einigen Bereichen Neuland betritt, und Prognosemodelle aus der Vergangenheit (siehe Bergwerk Asse) sich nicht mit Ruhm bekleckert haben, wäre es vorteilhaft, wenn in diesem Sachverhalt größtmögliche Transparent ermöglicht würde.
In mancher Hinsicht ist die Medizin ähnlich wie die Geologie: alle hier beschriebenen Probleme treten dort auch auf. In der Medizin gibt es jedoch viel mehr Investitionen. Das bedeutet allerdings nicht notwendigerweise ein besseres Wissen. Deshalb gibt es die vielen Grenzwerte im Gesundheitswesen.
In der Geologie reicht der Wissensstand oft nicht einmal zu Grenzwerten. Selbst wenn es die gibt, sind die schwierig anzuwenden. Ein Beispiel: Beim Faktor 1 (Transport radioaktiver Stoffe durch Grundwasserbewegungen) werden zwischen den Bewertungsgruppen scharfe Grenzen gezogen. Was sagt eine Messreihe aus, wo die Werte alle Kategorien eines Indikators abdecken? Was ist, wenn die untersuchten Proben nicht repräsentativ sind, und deshalb nur den Wertebereich einer Kategorie abdecken ?
6. Divergenz (Homologie)
Divergenz beschreibt die Entstehung unterschiedlicher Ergebnisse aus ähnlichen Ursachen und durch ähnliche Prozesse. Sobald es offensichtlich ist, dass dies stattfindet (stattgefunden hat, stattfinden wird) ist die direkte Nutzung von Analogien mit Problemen verbunden. Die Ursache ist oft, dass nicht hinreichend versanden wird, was untersucht und beobachtet werden soll.
Es kann auch sein, dass das System komplex ist. Es ist dann unmöglich, in diesen Sachverhalten zuverlässige Vorhersagen zu machen.
In Sachverhalten, wo Forschung deshalb betrieben wird, weil sichere Vorhersagen gemacht werden sollen (keine Ungewissheit beim erwarteten Ergebnis), ist es sehr schwierig, eine mögliche Divergenz zuzugeben.
Eine behauptete, nicht nachgewiesene Divergenz kann dagegen sehr gut missbraucht werden, um unnötige Zweifel zu sähen.
Nach allem, was ich im Zusammengang mit der Endlagerung in Deutschland erfahren habe, ist dieses Problem seit 50 Jahren vorhanden, und kaum systematisch adressiert worden.
7. Effizienz
Effizienz ist das Verhältnis der beobachteten Ergebnisse zur Energie, die notwendig war, um diese Ergebnisse zu erzielen. Sie bezieht sich auf den Einfluss von Ereignissen auf die Ausgestaltung eines Systems.
Da bei Prozessen in Sachverhalten der realen Welt in der Regel mehr als eine Variable mitwirken, ist die Erarbeitung eindeutiger Ursache-Wirkung-Beziehungen (Kausalbeziehungen) oft problematisch. In der Regel gibt es eine unüberschaubare Anzahl von möglichen Einflussfaktoren.
Im Zusammenhang mit der Endlagersuche ist es unklar, inwieweit Effizienz im Fokus steht. Es scheinen (in Relation) riesige Ressourcen zur Verfügung zu stehen, und am Ende wird ein Ergebnis feststehen.
8. Raum
Raum wird durch drei Dimensionen (Länge, Höhe, Breite) beschrieben. Die natürlich vorkommenden Prozesse spielen sich darin ab. Der Untersuchungsgegenstand befindet sich darin. Es gibt zwei wesentliche Aspekte des Problems: zum einen die Größe, und zum anderen die anzuwendende/anwendbare Maßeinteilung.
Die anzuwendende/anwendbare Maßeinteilung bezieht sich auf die Auflösung. Die Betrachtung eines Gegenstandes in einem niedrigen Maßstab ermöglicht die Betrachtung des ganzen Objekts. Die Betrachtung in einem großen Maßstab erlaubt nur die Beobachtung einzelner Teile dieses Objekts. Ein Objekt, das aus großer Entfernung einheitlich aussieht, kann bei naher Betrachtung Unterschiede im Zentimeter- und Millimeterbereich aufweisen. Die weitergehende Untersuchung ermöglicht das Herausarbeiten zusätzliche Einzelheiten im Mikrometerbereich bis zu einer Analyse der atomaren Struktur.
Das Problem der Größe äußert sich darin, dass bei Beobachtungen oft von dem kleinen Bereich auf den großen Bereich geschlossen werden soll, und von dem großen Bereich auf den kleinen Bereich. Es soll sowohl eine Extrapolation als auch Interpolationen möglich sein.
In diesem Zusammenhang sind sowohl Extrapolation als auch Interpolationen mit Ungewissheit behaftet, da es sich hier nicht um mathematische Beziehungen, sondern um natürlich vorkommende Resultate eines oder mehrerer Prozesse handelt.
Alle geologischen Modelle von Wirtsgesteinen haben dieses Problem.
9. Vielfältigkeit
Vielfältigkeit beschreibt die die vielfältigen Deutungsmöglichkeiten von möglichen Ursachen für beobachtete Einzelheiten.
Sie bezieht sich darauf, dass viele mögliche Ursachen gleichzeitig und zusammen für ein beobachtetes Ereignis/Ergebnis verantwortlich sein können. Die Annahme einer einzigen Ursache reicht in der Regel nicht aus, um die beobachteten Ereignisse/Ergebnisse abschließend zu erklären. Das Problem ist, die zusammenwirkenden Ursachen zu identifizieren, und ihr Zusammenwirken so zu beschreiben und zu definieren, dass sowohl vergangene Ereignisse erklärt, als auch zukünftige vorhergesagt/vorausgesagt werden können.
Die Klimaforschung bietet sehr gut erforschte und zugänglich dokumentierte Beispiele dafür, wie dieses Problem angegangen werden kann. Die Klimaforschung bietet auch sehr gut zugängliche dokumentierte Beispiele dafür, wie Menschen es ablehnen, sich mit unbequemen Wahrheiten zu befassen.
Die Klimakrise zeigt auch, dass Menschen mit Vielfältigkeit nicht gut zurechtkommen.
In der Endlagersuche zeigt sich dieses Problem bei der Einschätzung, welche materialwissenschaftlichen Forschungsergebnisse wie für die Bestimmung der 11 Abwägungskriterien relevant sind. Das StandAG liest sich eher wie eine Wunschliste.
10. Zeit
Zeit ist sowohl die absolute Zeit in der Vergangenheit, als auch die Zeitspanne zwischen einzelnen Ereignissen. Sie ist ein Mittel, um den Grad von Veränderungen zu messen.
Es gibt zwei wesentliche Aspekte des Problems. Der eine Aspekt ist die Verfügbarkeit, und der andere die Variabilität in natürlich vorkommenden Zeitspannen.
Die Verfügbarkeit äußert sich zum Beispiel darin, dass nur eine begrenzte Menge Zeit vorhanden ist, um einen Sachverhalt untersuchen zu können. Die Beobachtungen müssen dann auch noch die Eigenschaft haben, eine Auflösung des Problems zu ermöglichen, das das beseitigt werden soll.
Systeme auf der Erde existieren über die unterschiedlichsten Zeitspannen. Jeder Gegenstand der Betrachtung hat seine eigene Geschichte. Der Vergleich unterschiedlicher Zeitspannen eines einzelnen Systems kann zu unterschiedlichen Beobachtungen, Interpretationen und Vorhersagen über die Eigenschaften des Systems führen.
Zeit ist in der Regel nur in den reinen Naturwissenschaften unproblematisch. Bei einer chemischen Reaktion ist es egal, wie das Reagenz hergestellt wurde, solange es die erforderten Eigenschaften besitzt.
Die Materialwissenschaften sind näher an den reinen Naturwissenschaften wie Physik, Chemie, usw. Wenn (zum Beispiel) ein Salzgestein genutzt wird, dann ist diese Probe in der Regel nur eingeschränkt repräsentativ für alle Salzgesteine in dem Sachverhalt. Die Frage, inwieweit die Probe repräsentativ ist, muss allerdings von der Geologie beantwortet werden. Häufig ist dazu keine zuverlässige Dokumentation vorhanden.
Es müssen deshalb Annahmen gemacht werden. Dies erhöht die Ungewissheit.
Bei dem Umgang mit Ungewissheit könnten Konzept/Anlage 1 mehr Zuversicht vermitteln, dass diese Probleme bekannt sind, und explizit bei der Erarbeitung der Eignung von Teilgebieten adressiert werden.
Dies ist sowohl im Konzept, als auch in der Anlage 1 nur teilweise zu erkennen. Da viele LeserInnen sich möglicherweise von der Fülle des Materials überwältig fühlen, könnte eine andere Strukturierung der Inhalte hilfreich sein.
Ein allgemeiner Kommentar zur Art, wie das Konzept Informationen zum jetzigen Stand der Endlagersuche verfügbar macht.
Die jetzige Struktur der Dokumentation unterstützt die Lesbarkeit nur eingeschränkt. Nach meiner Ansicht ist das Konzept (über 60 Seiten) ohne die Nutzung von Anlage 1 nur sehr schwierig nachzuvollziehen. (in meiner Kopie funktioniert nicht einmal der Link auf Anlage 1.) In der Anlage 1 ist auf über 700 Seiten alles Mögliche zum jetzigen Stand zusammengefasst.
Im Prinzip behandelt der gesamte Text die unterschiedlichsten Arten von Modellen. Zu jedem dieser Modelle gibt es weiterführende Informationen, die teilweise nur sehr eingeschränkt oder gar nicht zugänglich sind. Selbst Dokumente, die von öffentlichen Institutionen bereitgestellt werden, sind nur teilweise verlinkt, und müssen mühsam im Internet gesucht werden. Nicht immer wird man fündig.
Je nach Art der Vorbildung und des persönlichen Interesses könnten zu dem Konzept (inkl. Anlage) tausende von Fragen gestellt werden, die nach Ansicht des/der jeweils Fragenden alle relevant sind. Diejenigen, die an diesem jeweiligen speziellen Fachgebiet innerhalb der Endlagersuche, auf das die spezielle Frage zielt, nur sehr wenig Interesse haben, bringt dies nichts.
Außerdem kann man latent unsicher sein, ob die spezifische Frage überhaupt gerechtfertigt ist, oder ob man nicht irgendwo in der Dokumentation eine Antwort darauf überlesen hat.
Es ist nicht erkennen, dass der Versuch, dieses Problem über ein Forum zu adressieren, bisher sehr erfolgreich ist. (Meine Vorerfahrungen bei der Beteilung zum Zwischenbericht waren nicht dazu geeignet, um mich zu motivieren.) Es gibt eine geringe Zahl angemeldeter Teilnehmer, eine noch sehr viel geringere Zahl an Beiträgen. Eine Diskussion im Sinne von Fragen und Antworten innerhalb von Tagen ist nicht wirklich wahrnehmbar.
Zudem bringen die möglichen Beteiligten sehr unterschiedliche Vorkenntnisse mit. Ich kann mir vorstellen, dass meine Kommentare diejenigen, die nicht an den von mir adressierten Themen interessiert sind, abschrecken: viel zu lang, zumindest teilweise unverständlich, und daher von keinem/wenig Nutzen.
Zudem können meine Beiträge leicht missverstanden werden. Ein digitales Forum ist eine asymmetrische Form der Kommunikation. Eine schriftliche Darstellung im Forum ist nicht eine Art von Dialog, wo direkt eine Zwischenfrage gestellt werden kann, wenn dies zur Verständnisklärung notwendig ist. Ich kenne meine AdressatInnen nicht. Nicht alle Interpretationen dazu, was wohl wie gemeint ist, werden immer gültig sein.
Bei der Beteiligung zum Zwischenbericht gab es nach meiner Erinnerung eine Begrenzung auf eine sehr begrenzte Anzahl von Wörtern, die ein Beitrag umfassen konnte. Damit dies eine Basis für eine Diskussion hätte werden können, hätte allerdings in einen engen Zeitrahmen die Diskussion auch aufgenommen werden müssen. Das ist nicht geschehen.
In der Regel ist es oft schon schwierig, sich nach einer Woche daran zu erinnern, was man genau gefragt hat (außer das Thema hat eine tiefe emotionale Bedeutung). Wenn die erste Reaktion erst nach vielen Monaten erfolgt, dann ist das Thema lange vergessen.
Nach der Vorgeschichte des Konzepts wird davon ausgegangen, dass alles, was geschieht, im Rahmen geltender Gesetze und Verordnungen stattfindet. Das Konzept enthält auf etwas über 60 Seiten über 250 Referenzen zu einzelnen Paragraphen des StandAG und der EndlSiUntV. Zudem wird im Konzept Text aus dem StandAG und der EndlSiUntV wiederholt.
Dies macht das Dokument sicherlich rechtssicher, schreckt aber wahrscheinlich Leser ab, die sich nicht seit vielen Jahren hochmotiviert in diesem Thema bewegen (die die Gesetzestexte und Verordnung im Kopf haben und deshalb diese Textteile überspringen können).
Das Konzept hat eher den Charakter einer amtlichen Veröffentlichung. Die Darstellung mancher Sachverhalte erscheint so, als ob (etwas übertrieben gesagt) der Verfasser/die Verfasserin Angst davor hat, plötzlich verständlich zu sein. (Klarheit bedeutet anscheinend, eigene Schwächen zeigen zu müssen. Das muss auf jeden Fall vermieden werden. Man macht sich dadurch möglicherweise angreifbar.) Wichtig ist es wohl, einen bestimmten Ton zu treffen.
Wer das Format als verbesserungsbedürftig darstellt, wird anscheinend als Angreifer der Institution wahrgenommen.
Wie schlecht dies bei Bürgern ankommt, konnte in den letzten 2 Jahren in amtlichen Veröffentlichungen zur Corona Pandemie gelernt werden. Als Resultat kann allerdings das Potential für irrationales Verhalten in der Gesellschaft besser eingeschätzt werden. Es ist überraschend hoch. In dem Sachverhalt der Endlagersuche wahr das Potential für ein irrationales Verhalten schon vorher vorhanden.
Zudem hilft es nicht, dass die bisherige Vorgehensweise der öffentlichen Institutionen beim Umgang mit Atomenergie bei vielen Bürgern mit einem massiven Vertrauensverlust verknüpft ist. Die Begründung für die Übernahme von Verantwortung für die Endlagerung ist, dass damals angeblich fast alle Bürger die Atomenergie gewollt haben. Diese Begründung lässt sich nicht mit der Dokumentation über und den Erfahrungen aus dem zivilen Protest dagegen in Einklang bringen. Diese Vorkommnisse waren einer der Auslöser eines deutlichen Vertrauensverlustes in den deutschen Staat, der Demonstranten zu Kriminellen erklärte, um damit den Einsatz von Polizeigewalt zu rechtfertigen.
Alle zur Produktion von Atomenergie gehörenden Komponenten (einschließlich der Einlagerungslösungen für Abfälle) mussten und müssen durch starke Sicherungsmaßnahmen und einen aufwändigen Einsatz von Ordnungskräften geschützt werden. Die, die gegen diese Technologie protestierten haben, haben diese Sicherungsmaßnahmen mitfinanziert, und tun dies jetzt auch noch immer. Oft wird das als fortlaufender Machtmissbrauch empfunden.
In dem Zusammenhang könnte es hilfreich sein, sich bei der Kommunikation der einzelnen Komponenten von Vertrauen bewusst zu sein. Zur Erinnerung:
Wahrgenommene Kompetenz
Die wahrgenommene (Fach)Kompetenz wird damit beurteilt, indem beobachtet wird, wie jemand Informationen (öffentlich) bereitgestellt. Fortschritte (eine neue Erkenntnis, das richtige Eintreten einer Vorhersage) können ohne Probleme nachvollzogen werden.
Bis jetzt ist die wahrgenommene Kompetenz eher gering. Für Gorleben wurden über 1,5 Milliarden Euro ausgegeben, ohne dass dafür adäquate Gegenwerte zu erkennen sind. Die Geschichte der Einlagerung im Bergwerk Asse ist kein Beispiel, um Zuversicht zu erzeugen.
Die bisherige Vorgehensweise bei einer möglichen Bürgerbeteiligung empfinde ich als mangelhaft (Schulnote).
Wahrgenommene Kompetenz kann auch sein, dass jemand zugibt, einen Fehler gemacht zu haben, und erläutert, warum dies geschah. Dies ist in diesem Zusammenhang bisher nach meiner Kenntnis noch nie geschehen.
Objektivität
Wenn Informationen in einem Format verfügbar werden, das es ermöglichen, die Zuverlässigkeit dieser Informationen einzuschätzen, dann erscheint die Darstellung in der Regel als objektiv. Objektivität und Subjektivität sind die zwei Enden eines Kontinuums. Was von einem Standort aus als objektiv erscheint, kann von einem anderen als subjektiv empfunden werden.
Möglicherweise wird (je nach Wissensstand) eine Vielzahl von Informationen benötigt, um eine korrekte Einschätzung in diesem Kontinuum vornehmen zu können.
Wenn die notwendigen Informationen zu den unterschiedlichen Standorten zwar vorhanden sind, aber nicht zur Verfügung gestellt werden, dann kann keine zufriedenstellende Einschätzung gemacht werden.
Dies scheint zurzeit der Fall zu sein. Es hilft vielleicht, sich in Erinnerung zu rufen, dass die Mittel für die Aktivitäten nicht unabhängig von der Energieindustrie irgendwie/irgendwo im Ausland erwirtschaftet wurden, sondern von den Bürgern Deutschland über das Bezahlen ihrer Stromrechnung bereitgestellt wurden. Diese Bürger Deutschlands sind die eigentlichen Auftraggeber. Sie haben die Arbeit lediglich an öffentliche Institutionen delegiert.
Fairness
Fairness bedeutet, dass begründete gegensätzliche Standpunkte dargestellt werden, auch wenn die verantwortliche Organisation sich diese Standpunkte begründet nicht zu eigen macht. Die Begründung der gegensätzlichen Standpunkte wird veröffentlicht, so dass sie nachvollzogen werden können.
Sobald der Rahmen einer wissenschaftlichen Betrachtung verlassen wird, können sich daraus auch Probleme ergeben. Fairness bedeutet deshalb nicht, dass bei dem öffentlich verfügbar machen von Informationen, und den damit zusammenhängenden Unsicherheiten, auch Verschwörungstheorien detailliert öffentlich dargestellt werden müssen, - nur weil einige Menschen daran glauben (selbst wenn sich diese dann unfair behandelt fühlen).
Ich hatte angenommen, dass dies durch die Beteiligung (siehe StandAG) erreicht werden soll. Bei der Beteiligung zum Zwischenbericht habe das nicht erkennen können. Ich hatte nicht den Eindruck, mit dieser Einschätzung allein zu sein. Ohne eine wahrgenommene Fairness wird von einer Beteiligung effektiv und effizient abgeschreckt.
Empathie
Die Erwartungen der Empfänger einer Information werden verstanden. Es wird darauf reagiert, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden. Da aufgrund von Erfahrungen (fehlende Aufrichtigkeit in der Vergangenheit) ein (latentes) Misstrauen darüber bestehen kann, ob Informationen wirklich zuverlässig sind, und ob wirkliche, oder nur scheinbare Fortschritte gemacht werden, sind Offenheit und Ehrlichkeit unabdinglich. Empathie bedeutet auch, jemandem Wertschätzung entgegenzubringen, jemanden anerkennen.
Wer Macht hat nimmt häufig an, auf Empathie (zumindest teilweise) verzichten zu können. Man glaubt, es besser zu wissen. Dies kann auch eine demokratisch gewählte Regierung, oder eine Behörde oder ein Amt sein, die dann als Obrigkeitsstaat agieren.
Dies wird weder als kompetent, noch als objektiv, kaum als fair, und definitiv nicht als empathisch wahrgenommen.
Bei der Beteiligung zum Zwischenbericht habe ich Empathie vermisst, inklusive bei denen, die die Beteiligung organisieren und begleiten sollten. Ich hatte nicht den Eindruck, mit dieser Einschätzung allein zu sein.
Die Kommunikationseinschränkungen durch die Corona Pandemie waren sicherlich nicht hilfreich.
Auch wenn dies vielleicht nicht beabsichtigt ist: Anscheinend wird man als unerwünschter Störenfried wahrgenommen, sobald man Fragen stellt, die über die veröffentlichten allgemeinen Informationsbroschüren hinausgehen, oder vdas, was in einem kleinen Kreis abgestimmt wurde.
Unvoreingenommenheit
Vertrauen wird erworben, wenn die Informationen nicht so aufbereitet und dargestellt werden, dass sie nur die spezifischen Interessen einer bestimmten Organisation oder Institution vertreten. Eine vollständige, genaue, präzise, … Darstellung zeigt oft auf, dass die kommunizierten Sicherheiten und Eindeutigkeiten in Wirklichkeit nur eine bestimmte Sichtweise des Sachverhaltes darstellen. Dies nutzt dann nur bestimmten Institutionen, nicht aber notwendigerweise dem Leser/der Leserin.
Wenn der Leser, die Leserin dies aufdecken, dann verlieren sie auch das Vertrauen in andere Informationen aus dieser Quelle.
Es ist vermutlich nicht die Aufgabe des BGE als Vorhabenträgers, diese Unvoreingenommenheit herzustellen. Dies ist eher Aufgabe der Aufsichtsbehörde/des zuständigen Ministeriums.
Zurzeit ist kaum zu erkennen, wie eine Unvoreingenommenheit hergestellt werden könnte. Es gibt Gesetzte und Verordnungen. Die BGE setzt diese um.
Als ob Umsetzung und Gestaltung von Gesetzen und Verordnungen in diesem Sachverhalt in der Vergangenheit vertrauenserweckende Erfolge geliefert haben.
Geradlinigkeit
Die Informationen können direkt verstanden werden und lassen keine anderen alternativen Interpretationen zu. Im Alltag begegnet einem dies, wenn im Nachhinein Worte eine andere Bedeutung bekommen. Es wird dann plötzlich sehr viel Wert daraufgelegt, was bei der Gelegenheit nicht gesagt wurde, im Gegensatz zu dem was gesagt wurde, und ähnliches mehr.
Eine mehr (oder weniger) überzeugende nachträglich kommunizierte Interpretation soll dann zeigen, dass es der Fehler des Lesers, der Leserin ist, dass sie die Informationen falsch verstanden haben.
Die meisten Leute empfinden dies als eine bewusste Verdrehung von Tatsachen.
Bei den wissenschaftlich/technischen Sachverhalten ist es sicherlich nicht einfach, diese Anforderung umzusetzen.
Sowohl Gesetz als auch Verordnung versuchen alles Mögliche, um das Wort „Risiko“ zu vermeiden.
Es taucht (wahrscheinlich deshalb) im Konzept kein einziges Mal auf.
Das ist aber das, was BürgerInnen im Kopf haben, wenn sie an Atomkraft und radioaktiven Abfall denken. Da ist ein Risiko. Das ist so tief drin, dass Deutschland sich entscheiden konnte, hochprofitable vollständig abgeschriebene Kernkraftwerke früher als wirtschaftlich notwendig abzuschalten und damit die Bürger zusätzlich finanziell zu belasten, anstatt die Erlöse daraus in den Aufbau erneuerbarer Energien zu investieren.
Stattdessen taucht im Konzept „sicher“ 380mal auf. Das wird möglicherweise nicht als besonders Geradlinig wahrgenommen.
Nach meiner Meinung braucht sich das Konzept nicht hinter einer sehr engen Auswahl aus bestimmten Begriffen zu verstecken. Es zeigt eine nachvollziehbare Handlungsweise auf.
Das bedeutet nicht, dass diese Dort geschilderte Vorgehensweise der Goldstandart zum weiteren Vorgehen ist und keine zusätzlichen Überlegungen erfordert. Im Zweifel (Ungewissheit) ist die erstellende Institution nicht so divers, dass sie allein auf diese Überlegungen kommen kann.
Das Kapitel verweist auf Kapitel 10 in der Anlage 1. 10 Bewertung von Ungewissheiten.
In Kapitel 10.4.3ff wird auf Modellungewissheiten eingegangen. Dies ist zu begrüßen, weil in dem Dokument bereits eine große Anzahl von Modellen und Modellierungen vorgestellt wird. Ich habe aber nicht erkennen können, wie alle diese unterschiedlichen Modellierungen systematisch bewertet werden, oder bewertet werden können, um so eine Gewissheit über die jeweilige Zuverlässigkeit erlangen zu können. Ich hatte allerdings angenommen, dass dies das Ziel des jetzigen zweiten Teils der Phase 1 ist.
Da so etwas passiert (passieren soll) ist zu erkennen. Möglicherweise würde es der Lesbarkeit helfen, wenn die Darstellung der Modelle etwas anders strukturiert würde.
Generell werden in diesem Kontext zwei Herangehensweisen genutzt. Eine davon ist das Erstellen realistischer Modelle, wo durch das Weglassen von unnötigen Details alles so vereinfacht ist, dass das Modell genutzt werden kann, weil alles das, was wichtig ist, erhalten geblieben ist. Eine zweite sind Analogien. Hier wird ein abstraktes Modell erstellt in dem der Wesenskern der Untersuchung, das System, das Phänomen richtig dargestellt werden.
Welche Modelle im Konzept (inkl. Anlage 1) fallen in die jeweiligen Kategorien?
In meinem Berufsleben wurde in einzelnen Bereichen manchmal beobachtet, dass, wenn man zu viel modelliert, dies irgendwann für das wirkliche Leben hält. Deshalb auch meine Anregungen zu Tests gegen die Realität.
Für ein Modell muss das, was betrachtet werden soll, formalisiert und definiert werden. Das Modell, und die Vorgänge darin, müssen logisch erklärbar, nachvollziehbar, und handhabbar sein.
Dies bedeutet, dass die Vorgänge sich durch Berechnungen darstellen lassen. Es muss in der Regel Mathematik und Logik genutzt werden, um etwas zu beschreiben.
Bei der Geologie ist dies nur sehr eingeschränkt möglich. Natürlich steht eine Menge geostatistischer Methoden zur Verfügung, um alles Mögliche zu berechnen. Dabei kommt auch immer ein Ergfebnis heraus.
Das kann aber falsch sein, ohne dass dies direkt erkannt werden kann.
In Modellen wird das Wissen über den Sachverhalt dadurch ausgedrückt, wie zuverlässig korrelative, kausale, und logische Beziehungen verstanden worden sind. Die vorhandene Unsicherheit wird deshalb durch Verwendung von Wahrscheinlichkeitsverteilungen und Präferenzen (abgebildet als Rangfolgen) dargestellt. Die Wahrscheinlichkeit hilft dabei, die Ungewissheit zuverlässig mit in die Darstellung einzubeziehen. Die Präferenzen adressieren den Wissensstand (so wie im Konzept: die Arbeit beginnt mit den geowissenschaftlichen Erwägungen 1 bis 4).
Ich hatte bereits in vorherigen Kommentaren versucht, die Bedeutung der Verwendung von Wahrscheinlichkeit zu erläutern. Möglicherweise findet dazu auch etwas in den erwähnten Forschungsvorhaben statt. Was darin mit welchem Zweck stattfindet, ist allerdings nicht erläutert oder über verlinkte Informationsquellen zugänglich.
Je nach der Art des zu lösenden Problems werden möglicherweise für denselben Sachverhalt mehrere unterschiedliche Arten von Modellen benötigt. Je nachdem, was gewusst werden soll, erfüllt ein Modell eine bestimmte Aufgabe, zum Beispiel es simuliert oder optimiert etwas, und ermöglicht damit eine Reihe von Vorhersagen. Nach der Aufgabenstellung:
Es soll etwas begründet werden.
In dem Modell werden die Verhältnisse in einem Sachverhalt identifiziert, und daraus logische Schlussfolgerungen gezogen. Es wird beschreiben, was vorhanden ist, wer etwas macht, und warum etwas geschieht. Je nach Unsicherheit werden bestimmte Annahmen genutzt.
Durch logisches Denken wird bestimmt, was möglich ist, und was nicht. Damit kann entdeckt werden, unter welchen Bedingungen die vorhandenen Einsichten funktionieren, und unter welchen nicht. In der Regel können die logischen Schlussfolgerungen als mathematische Beziehungen ausgedrückt werden (und müssen es auch).
Dies ist in diesem Sachverhalt bei der Planung der Reduzierung der Ungewissheit über die geologischen Verhältnisse relevant.
Es soll etwas erklärt werden.
Das Modell stellt überprüfbare Erklärungen für empirisch erfasste Phänomene bereit. Ein Beispiel sind Experimente aus Physik und Chemie, und die Gesetzmäßigkeiten, die daraus abgeleitet werden können.
In geologischen Sachverhalten ist dies nur eingeschränkt zuverlässig möglich. Am Ende der Endlagersuche sollte allerdings erklärt werden können, warum die Lösung funktioniert.
Es soll etwas entworfen werden.
Das Modell ermöglicht das Auswählen von Gestaltungselementen für Maschinen, Abläufe … Es werden unterschiedliche Gestaltungselemente konstruiert, deren Funktionalität miteinander verglichen werden kann. Dann wird modelliert, wie sich diese Elemente auf den Sachverhalt auswirken.
Dies findet bereits in großem Maße statt (Beispiel: Endlagerauslegung)
Es soll etwas kommuniziert werden.
Das Modell übermittelt Wissen und Einsichten in einem Format, dass sicherstellt, dass es zu keinen Missverständnissen kommt. Die in dem Sachverhalt vorhandenen Gegenstände und Beziehungen können genau und präzise ausgedrückt werden.
Modelle, die nicht kommuniziert werden können, können nicht angewendet werden. Sie können auch nicht genutzt werden, um die gewonnenen Einsichten und Methoden auf andere Sachverhalte übertragen zu können.
Es wird zurzeit zwar kommuniziert. Es ist aber unklar, wie effektiv und effizient die Kommunikation ist. Die Einschätzung der Qualität der Darstellung liegt dabei bei denen, die sich die verfügbar gemachten Berichte anschauen und Feedback geben (das braucht die nicht zu tun, sie werden dafür nicht bezahlt).
Jemand soll handeln.
Das Modell leitet an, wie aus Leitlinien und zwischen strategischen Aktionen ausgewählt werden kann. Modelle werden erstellt, um bei Sachverhalten mit Unsicherheit zu simulieren, welche Ergebnisse welche Art von Handlung haben wird, und wie wahrscheinlich es ist, dass Probleme bestimmter Größenordnungen auftreten.
Daraus werden Leitlinien dazu entwickelt, wer, was, wann, und wo tun darf, und wer nicht.
Im Zusammenhang mit der Endlagersuche habe ich diese Leitlinien bisher nicht gefunden. Vielleicht gibt es sie aber.
Es soll etwas vorhergesagt werden.
Das Modell erstellt numerische und kategorische Vorhersagen von zukünftigen (auch unbekannten) Phänomen. In diesem Fall ist dies die Sicherheit eines Endlagers für hochradioaktive Abfälle über einen bestimmten Zeitraum.
Ein Modell ermöglicht das Erforschen von Möglichkeiten und Hypothesen. Möglichkeiten beschreiben das, was mit einem bestimmten Wissen aus den Daten und Informationen für einen Sachverhalt abgeleitet werden kann, es dabei aber nicht sicher ist, ob die Ableitung richtig oder falsch ist. Der wahre Zustand des Sachverhaltes ist unbekannt, soll aber gewusst sein.
Deshalb werden Hypothesen aufgestellt, die daraufhin getestet werden, ob das Modell bestätigt werden kann oder verworfen werden muss.
Dazu habe ich im Konzept nichts gefunden. Vielleicht habe ich das allerdings in der Darstellung nicht erkannt.
Da Modelle die mehr oder weniger vereinfachte Darstellung der Realität sind, enthalten Sie Ungewissheiten. Wenn ein Modell erstellt wird, dann wird angenommen, dass alle Details der Wirklichkeit, die weglassen werden, nicht wichtig sind. Manche Sachen werden auch einfach nicht gewusst, und Annahmen müssen deshalb gemacht werden. (Wenn alle diese Kenntnisse vorhanden wären, dann brauchte kein Modell erschaffen und genutzt werden.) Als ich mir vor einem Jahr öffentlich verfügbare Modellstudien angeschaut habe, hatte ich nicht den Eindruck, dass alle Details, die weggelassen wurden, unwichtig sind. Ich hatte dies auch kommuniziert (allerdings keine zügie Antwort bekommen).
Die Dokumentation aller dieser Informationen (Ungewissheiten, Gesetzmäßigkeiten, wissenschaftliche Erkenntnisse, Annahmen, Eingangsdaten, Abläufe, usw.) für das Modell ermöglicht eine anschließende Beurteilung der Ergebnisse, die durch die Anwendung dieses Modells erzielt wurden.
Dies bildet die Basis für die kontinuierliche Verbesserung des Modells. Die Zuverlässigkeit von Informationen kann eingeschätzt werden.
Es ist anzunehmen, dass dies passieren wird. Ich habe in dem Konzept nicht erkennen können. In welchen spezifischen Stadien der jeweiligen Phase dies passiert, und ob es dazu eine Beteiligung gibt.
Zur Einschätzung eines beliebigen Modells sind weitere Kriterien notwendig: Stimmigkeit, Ausdruckskraft, Leistungsfähigkeit, Eignung, Willkür, und Wirksamkeit. Damit wird die Qualität der Darstellung beurteilt. Ich habe dazu nichts gefunden. Da eine reine Auflistung dieser <Begriffe möglicherweise missverstanden wird, hole ich jetzt etwas aus.
Stimmigkeit
Die Stimmigkeit ist das Ausmaß, zu dem die einzelnen Teile eines Modells ein Ganzes bilden. Mängel in der Stimmigkeit fallen oft zuerst auf. Es passt etwas nicht zusammen.
Beim Erstellen von Modellen werden Modellierungstechniken verwendet. Modelle, die einen hohen Detaillierungsgrad und eine hohe Genauigkeit aufweisen, obwohl nur eine geringe Menge von Beobachtungen als Eingabeinformation vorhanden ist, sind zu einem bestimmten Grad unstimmig. Hier wurde möglicherweise viel erfunden (phantasiert), ohne dass die dafür notwendigen Eingangsdaten und Informationen vorhanden sind.
Unstimmigkeit tritt auf, wenn etwas nicht zu einander passt: Zum Beispiel die Detailtiefe zur Menge der Beobachtungen, oder die Genauigkeit zur Art der Beobachtungen. Wenn Defizite in der Stimmigkeit beobachtet werden, muss analysiert werden, wie sich dies auf die Eigenschaften des gesamten Modells auswirkt.
Der jetzigen Dokumentation sind dazu sehr wenige Informationen vorhanden. Es ist bei vielen Modellen nicht sicher zu erkennen, wie sie zueinander stehen, abgesehen davon, dass sie sich irgendwie auf ein bestimmtes Wirtsgestein beziehen.
Ausdruckskraft
Die Ausdruckskraft ist der Grad, zu dem eine bestimmte Modellierungstechnik in der Lage ist, Modelle von einer beliebigen Anzahl und Art zu gestalten. Modelle der Wirklichkeit sollen die Wirklichkeit so ausdrücken, dass das nachvollzogen werden kann.
Wenn ein Modell nicht verstanden werden kann, dann hat es keine Ausdruckskraft. Es kann nicht genutzt werden.
Oft ist es hilfreich, sich die Frage zu stellen, ob die Darstellung des Modells das ausdrückt, was erklärt werden soll, oder ob eine andere Form der Darstellung geeigneter wäre.
Nach meiner Einschätzung war die Ausdruckskraft der bisher in diesem Zusammenhang vorgestellten Modelle mangelhaft. Das Konzept (inkl. Anlage 1) ist in dieser Hinsicht zwar besser als der Teilbericht (inkl. unterliegende Dokumente), aber immer noch sehr eingeschränkt. Die digitale Bereitstellung von Inhalten über Links könnte die Lesbarkeit verbessern.
Leistungsfähigkeit
Die Leistungsfähigkeit ist der Grad, zu dem der Modellierungsprozess die notwendigen Ressourcen wie Zeit und Arbeitskraft nutzt. In der Regel ist die Erstellung eines Modells aufwändig. Natürlich können mit einer geringen Zahl an Beobachtungen und wenig Wissen sehr viele unterschiedliche Modelle gebaut werden. Es kann mit einer geringen Zahl an Beobachtungen und wenig Wissen auch nur ein Modell erstellt werden, um herauszufinden, welche weiteren Beobachtungen besonders wichtig sind, um das Modell leistungsfähiger zu machen.
Da mit einem Modell bestimmte Fragen beantwortet sollen, sollen die Antworten darauf durch die geringste Anzahl der dafür notwendigen Modelle geliefert werden. Dabei sollen jedoch keine Modelle unterschlagen werden, die zur Beantwortung notwendig sind.
Um dies beurteilen zu können, muss das Problem verstanden worden sein, was durch die Nutzung des Modells gelöst werden soll.
Es schient in diesem Sachverhalt dazu unterschiedliche Ansichten zu geben.
Um die Kosten gering zu halten, wird oft versucht, die geringstmögliche Anzahl zu erstellen, die Anzahl, mit der die Aufgabe als abgeschlossen angesehen werden kann. Die Anzahl ist jedoch nicht entscheidend über den Nutzen der einzelnen Modelle. Die Leistungsfähigkeit entscheidet. Erlauben alle Modellvarianten zusammen die Beantwortung aller zu lösenden Fragen? Nur wenn dies der Fall ist, dann sind zunächst keine weiteren Modelle notwendig.
Häufig wird nur ein einziges Modell erstellt, was alle vorhandenen Beobachtungen richtig und vollständig wiedergibt. Jede weitere Beobachtung validiert dann das Modell, oder erzwingt Änderungen, bis hin zur Erstellung eines neuen, anderen Modells.
Dies ist oft in der Kohlenwasserstoffindustrie der Fall. Ein dreidimensionales geologisches Modell ist aufwändig in der Erstellung. Es dient als Grundlage für eine Reservoir-Simulation, mit der dargestellt wird, wie sich die Lagerstätte bei der Förderung verhält (Vorhersage). Bei der Förderung wird gemessen, wie zuverlässig die Vorhersage zutrifft. In vielen Fällen ist die Zuverlässigkeit bei Beginn nicht ausreichend, weil das geologische Modell Fehler enthält. Dies erfordert dann nicht nur eine Neuinterpretation.
Eignung
Die Eignung ist der Grad, zu dem eine gegebene Modellierungstechnik speziell auf eine bestimmte Art von Anforderungen an Modelle zugeschnitten ist. Ein Beispiel: Es soll modelliert werden, weil eine Vorhersage erstellt werden soll. Wenn es die Modellierungstechnik es nicht erlaubt, die dafür notwendigen Faktoren zu berücksichtigen, dann ist sie ungeeignet.
In diesem Bereich können unterschiedliche Fachgebiete voneinander lernen. Das, was in einem bestimmten Fachgebiet (neu) entwickelt wurde und funktioniert, kann möglicherweise auch für völlig andere (ab- und umgewandelt) geeignet sein. Die Verfügbarkeit billiger Rechenkapazität macht vieles möglich, was noch vor wenigen Jahren auf die Anwendung in bestimmten Fachgebieten beschränkt war. Die Nutzung von Wahrscheinlichkeit erfordert oft die Durchführung von Simulationen. Dazu reicht jetzt manchmal die Rechenkapazität eines Notebooks.
Willkür
Die Willkür ist der Grad der Freiheit, der bei der Modellierung in ein und demselben Sachverhalt besteht. Wenn auf einer 2-dimensionalen Darstellung etwas Bestimmtes zu sehen ist, wie sieht es davor/dahinter (in 3D) aus? Sind unterschiedliche Interpretationen möglich? Würde eine andere bildgebende Technologie helfen, genauere Informationen zu erhalten? Ist die Freiheit, andere Interpretationen zu machen, dadurch eingeschränkt, indem noch weitere zusätzliche Informationen vorliegen?
Desto weniger von einem Sachverhalt verstanden worden ist, desto schwieriger wird Willkür erkannt werden können.
In dem Konzept sind zu den Sachverhalten zu wenig Daten verfügbar, um dies beurteilen zu können. Dies ist in Vorhaben oft ein großes Risiko: Etwas erscheint völlig plausibel und wird durch vorhandene Daten und Interpretation belegt. Der Erwerb von weiteren Daten zeigt dann, dass die initiale Darstellung falsch war.
Wirksamkeit
Die Wirksamkeit ist das Ausmaß, zu dem der Modellierungsprozess sein Ziel erreicht. Wenn das Modell keine Vorhersagen zulässt, die dann in der Realität in irgendeiner Art und Weise zufriedenstellend nachgeprüft werden können, dann kann der Grad der Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden.
Dies kann schwierig sein. In diesem Sachverhalt sollen schließlich keine Radionuklide in die Biosphäre gelangen. Es sollte aber zumindest modelliert werden, wie sie dies könnten.
Ohne ein Verständnis von Kausalbeziehungen kann die Zuverlässigkeit der Sicherungsmaßnahmen lediglich angenommen werden.
Modelle unterstützen bei der Exploration von Sachverhalten, besonders dann, wenn die Ungewissheit hoch, und das Verständnis eingeschränkt ist.
Ein Modell wird mit dem Ziel genutzt, ein Problem zu lösen. Was zählt ist, ob, oder in wie weit das Modell hilft, das Problem zu lösen. Dabei zählt nicht, dass für die Erstellung eines Modells bereits viel Arbeit geleistet wurde, und nun ein Ergebnis vorliegt. Dieses Ergebnis kann falsch und irreführend sein.
Es kann gut sein, dass sich einem Sachverhalt mit mehreren unterschiedlichen Modellen genähert werden muss, um unterschiedliche Aspekte ausleuchten zu können.
In allen Modellen, abgesehen von denen, die Naturgesetze kommunizieren, gibt es Modellungewissheiten. Diese müssen bei jedem Modell jeweils separat betrachtet und beurteilt werden. Nach meiner Erfahrung sind die drei wichtigsten:
1. Die Ungewissheit der Modellstruktur beschreibt die Möglichkeit, dass ein Teil der Struktur des Modells falsch ist. Dies tritt häufig auf, wenn die Kenntnisse unvollständig sind, und die Struktur lediglich auf der Grundlage von Beobachtungen interpretiert wurde.
2. Die Ungewissheit der Modellparameter beschreibt die Möglichkeit, dass einige gewählte Parameterwerte nicht von ausreichender Qualität sind. Das resultiert in unzureichend genauen Vorhersagen. Desto weniger belastbare und zuverlässige Informationen in dem Modell genutzt werden, desto häufiger tritt dies auf.
3. Die Messungewissheit bezieht sich auf die Verwendung falscher Eingabewerte. Dies ist besonders beim Umgang mit großen Datenmengen ein Problem. In der Regel sind einige Daten fehlerhaft. Es wird jedoch nicht gewusst, welche das sind. Wenn dies nicht entdeckt wird, dann werden falsche Ergebnisse produziert. Wenn Daten entfernt werden, weil angenommen wird, dass sie fehlerhaft sind, diese Annahmen jedoch nicht stimmen, dann werden falsche Ergebnisse produziert.
Bei jedem Modell ist es notwendig, die Modellungewissheiten zu dokumentieren. Damit wird die Grundlage für eine Beurteilung der Ergebnisse geschaffen, bei der entschieden werden soll, ob die Modellungewissheit reduziert werden muss, um zuverlässigere Ergebnisse zu erzielen.
Wenn die Modellungewissheit nicht reduziert werde kann, können die resultierenden Unsicherheiten möglicherweise so groß sein, dass das Modell keine verwertbaren Aussagen liefern kann.
Wenn gar keine Modellungewissheit dokumentiert wurde, ist eine Einschätzung der Qualität eines Modells (zum Beispiel bezüglich Sicherheitsanforderungen) nicht zuverlässig möglich.
In ihrer einfachsten Form vergleichen Beurteilungen der Modellunsicherheit die Vorhersage mit dem tatsächlichen Ergebnis.
Dies ist hier wohl nur eingeschränkt möglich, weil keine „Versuchsendlager“ betrieben werden. Deshalb könnte es vorteilhaft sein, sich sobald wie möglich zu überlegen, was wie und wo getestet werden könnte.
Beispiele: Ich hatte in einem vorherigen Kommentar über einen „Pseudocastor“ in Gorleben spekuliert. In einem anderen Kommentar hatte ich vorgeschlagen, zu testen, wie konsistent geologische Gesteinsbeschreibungen erstellt und genutzt werden. Bei dem Kommentar zu dem Potential, die Unsicherheit durch den Erwerb weiterer Daten zu adressieren hatte ich vorgeschlagen, ein Formation Micro Imaging Tool zu testen.
Wenn Vorhersagen lediglich auf Vermutungen beruhen, könnte man versucht sein, Form und Muster von Fehlern dazu zu verwenden, um einige provisorische, mehr „schlecht als recht“ zu nutzende Vorhersageintervalle zu dokumentieren, wie zum Beispiel: Die Vorhersageergebnisse sind bei 3 von 5 Vorhersagen (60% Intervall) nützlich.
Dieses Ergebnis ist sehr nahe an 50%. Das bedeutet, dass die Ergebnisse möglicherweise genauso oft nützlich, wie sie nicht nützlich sind.
Dabei kann eine wichtige Lektion gelernt werden: Ein Modell, das auf Vermutungen basiert, produziert auch lediglich Vermutungen.
Eine Vorhersage ist in der Regel nur nützlich, wenn sie eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 0,8 hat zuzutreffen.
Die Ergebnisse von Modellen können akzeptabel sein, wenn alle Komponenten des Systems eine streng lineare Beziehung zueinander haben. In allen anderen Fällen wird das Ergebnis der Modellrechnung möglicherweise einen (großen) Fehler haben.
Ein einfaches Beispiel ist ein nicht-lineares System. Bei diesem System hat jeder Ablauf/jede Funktion ein bestimmtes Limit. Sobald das Limit erreicht ist (Kapazität), ändert sich das Systemverhalten plötzlich, und unerwartete Ergebnisse treten auf. In dem Fall des Endlagers wäre dies zum Beispiel die Bildung von unerwarteten Fluidwegsamkeiten und deren Auswirkungen.
Ein Beispiel
Drill- Stem-Tests produzieren Druckmessungen. Die werden dann zu Berechnungen genutzt. Die Messergebnisse werden interpretiert. Das Ergebnis der Berechnung kann intuitiv richtig aussehen. Es muss aber nicht richtig sein. Desto weniger die Geologie verstanden worden ist, desto mehr Möglichkeiten existieren, was das Ergebnis bedeuten könnte. Eine falsch interpretierte Druckmessung führt zu falschen wirtschaftlichen Entscheidungen.
Ein häufig genutzter Ansatz zur Schätzung der Modellunsicherheit ist die Analyse der Zuverlässigkeit (Ungewissheiten), die über die Eingangsdaten/Informationen in das Modell einfließen, und welche Ungewissheiten dies in den Ergebnissen (Vorhersagen) auslöst.
Dies ist besonders wichtig bei der Vorhersage von Ereignissen, die noch nicht passiert sind, und von denen geplant ist, dass sie auch niemals passieren werden. Dies ist beim Endlager der Fall.
(Ein anderes Beispiel ist die Rechtfertigung von Schutzmaßnahmen und Risikominderungsmaßnahmen zur Vermeidung von durch Menschen gemachten Katastrophen wie der Klimakrise. Da funktioniert dies auch nicht gut.)
Desto größer das Risiko ist, desto mehr empfiehlt sich die Erstellung von Modellen, das Durchführen von Experimenten und Simulationen, und der Erwerb zusätzlicher Informationen, die notwendig sind, um die Zuverlässigkeit von Vorhersagen zu verbessern.
Dies macht auch dann Sinn, wenn dies zunächst mit Ausgaben verbunden ist, die keine direkten Fortschritte unterstützen, sondern lediglich einen Erkenntnisgewinn.
Bei vielen Vorgängen ist der Einfluss von Zeit schlecht verstanden. Wenn nicht rechtzeitig begonnen wird, dann ist möglicherweise nicht mehr genügend Zeit vorhanden, um eine Analyse anfertigen zu können, aufgrund derer effektive Schutzmaßnahmen hätten implementiert werden können. Die Endlagersuche ist von diesem Defizit betroffen: Die Castor Behälter halten überirdisch nur für eine realtiv kurze Zeitspanne.
Zurzeit wird dargestellt, dass die Endlagersuche in sehr spezifischen Phasen abläuft. Es könnte sich überlegt werden, ob nicht in einigen Bereichen zumindest zeitweise für bestimmte Probleme eine agilere Vorgehensweise genutzt wird, um herauszufinden, ob die geplante Vorgehensweise auch wirklich erfolgreich sein muss. Damit könnten Zweifel (auch eine Komponente von Ungewissheit) adressiert werden.
Nach meiner Erfahrung kann im Zusammenhang mit einer Modellierung viel von einer Kollaboration profitiert werden. Dazu muss das Modell für mögliche KollaborteurInnen allerdings leicht identifizierbar sein. Das ist zurzeit nicht der Fall.
Eine leichtere Verfügbarkeit würde eine Entscheidung leichter machen, ob man dazu beitragen könnte, möchte, sollte, oder nicht.
Kommentar zu Kapitel 8.9 Bewertung von Ungewissheiten Das Kapitel verweist auf Kapitel 10 in der Anlage 1. 10 Bewertung von Ungewissheiten.
Häufig wird in Vorhaben nur ein einziges geologisches Modell genutzt. Dieses Modell wurde aus der Interpretation aller verfügbaren Daten erstellt. Alle Daten passen in das Modell. Es sieht deshalb plausibel aus.
Besonders für Außenstehende reicht dies oft aus. Wenn dann eine Aktion geschieht (Bohrung, Reflexionsseismik), dann gibt es neue Information, und das Modell wird damit angepasst. Die beteiligten Ingenieure zucken dann mit den Achseln: „Geologie eben. Immer für eine Überraschung gut“.
Es gibt aber regelmäßig auch Informationen, die erfordern, das Modell grundlegend zu ändern. Da wird dann nicht nur mit den Achseln gezuckt. Da sind dann von allen Beteiligten Nacharbeiten und zusätzliche Investitionen notwendig.
Deswegen ist es oft von Vorteil, ein etwas detaillierteres Verständnis davon vermitteln, mit welchen Problemen sich die Geologie herumschlägt. In der Regel sind die nicht gut bekannt. Sie sind gut nachzuvollziehen, weil die Medizin im Wesentlichen die gleiche Art der Probleme hat.
Zehn (nach meiner Erfahrung wichtige) Probleme der geowissenschaftlichen Arbeit sind unten beschrieben. Zunächst sieht der Text eher abschreckend lang aus (in einer Zeit, wo alles in 4 Sätzen ausgedrückt werden soll, weil die Aufmerksamkeitsspange sonst überfordert ist). Da muss man allerdings durch, weil die Natur darauf keine Rücksicht nimmt.
1. Standort
Der Standort ist die Lokation des Sachverhaltes in Bezug zu einem auf der Erde vorkommendem System. Es ist die Stelle in dem System, von dem aus Beobachtungen vorgenommen werden. Beobachtungen von unterschiedlichen Standorten zu einem bestimmten Sachverhalt stellen diesen oft unterschiedlich dar.
In einem Bericht über einen Sachverhalt ist der Standort vorgewählt. Es ist der Bericht von diesem Standort aus.
In der Regel wird nicht versucht, sich vorzustellen, welche anderen Standorte eingenommen werden sollten (müssen), um ein vollständiges Bild von dem Sachverhalt zu bekommen.
Die Probleme mit Standorten beziehen sich nicht auf den Raum, den der beobachtete Sachverhalt einnimmt, sondern auf die Extrapolation der Ergebnisse von einem Standort zu einem anderen Standort, und von einem Sachverhalt zu einem anderen Sachverhalt.
Es gibt zwei wesentliche Aspekte des Problems: zum einen die Abstände zwischen den Sachverhalten, und zum anderen die unabhängig voneinander in unterschiedlichen Sachverhalten beobachtenden Personen, die die Informationen über den jeweiligen Sachverhalt bereitstellen (mit ihrer unterschiedlichen Ausbildung, Einstellung, Lebensgestaltung, usw.).
Das Problem tritt auf, weil auf der Erde bestimmte Sachverhalte an einem beliebigen Zeitpunkt einzeln, zusammen, und mit einer unterschiedlichen Gewichtung auftreten. Das Ergebnis der Beobachtung an einem Ort kann möglicherweise nicht zu dem anderen Ort extrapoliert werden.
Die erfolgreiche Zusammenführung der Datenerfassung, der Analyseergebnisse und der Interpretationen, die durch unabhängig voneinander arbeitende Personen bereitgestellt werden, verlangt eine starke Standardisierung der Vorgehensweise, gemeinsame Sprache, gemeinsame Kontrollen, und weiteres mehr. Es ist unklar, inwieweit dies bei dem Daten und Informationstransfer zwischen der BGE und den jeweiligen zuliefernden Behörden gelingt.
Oft können durch einen mehrfachen Standortwechsel innerhalb des gleichen Sachverhalts neue, zusätzliche Beobachtungen machen. Dadurch kann die Ungewissheit in diesem Sachverhalt reduziert werden.
2. Konvergenz
Konvergenz beschreibt die Entstehung ähnlicher Ergebnisse aus unterschiedlichen Ursachen und durch unterschiedliche Prozesse. Sie beschreibt, dass und wie aus unterschiedlichen Ursachen und durch unterschiedliche Prozesse ähnliche Ergebnisse entstehen.
Äquifinalität ist das Prinzip, dass in offenen Systemen ein bestimmtes Endstadium durch eine Vielzahl unterschiedlichster Möglichkeiten erreicht werden kann.
Sobald es offensichtlich ist, dass dies stattfindet (stattgefunden hat, stattfinden wird) ist die Nutzung von Analogien mit Problemen verbunden. Bei der Analyse und Interpretation äußert sich das darin, dass es sehr schwierig sein kann, von einem Ergebnis ausgehend sichere Rückschlüsse auf die beteiligten Ursachen und Prozesse ziehen zu können.
Dies wird oft nicht als mögliches Problem verstanden, wenn eine Erklärung von Beobachtungen als logisch erscheint, und sich keiner (der zur Auseinandersetzung mit diesem Sachverhalt etwas beitragen darf) unterschiedliche Ursachen und Prozesse vorstellen kann.
Im Kontext der Endlagersuche würde dies bedeuten, dass mehr Details zur Einsicht zur Verfügung gestellt würden, so dass es ermöglicht würde, herauszufinden, ob dieses Problem möglicherweise existiert. Danach kann dann entscheiden werden, wie damit umgegangen werden soll.
3. Einzigartigkeit (Unbestimmbarkeit)
Einzigartigkeit äußert sich als Unbestimmbarkeit. Es ist die natürliche Variabilität von gleichen Dingen. Einzigartigkeit ist eine Eigenschaft, die eine Sache unterschiedlich von anderen Sachen der gleichen Sorte, Art, oder ähnlichem macht. Einzigartig bedeutet nicht einmalig. Menschen (zum Beispiel) sind sich im Vergleich zu Affen sehr ähnlich. Jeder einzelne Mensch hat jedoch einzigartige Charakteristiken.
Allgemein gesagt ist Einzigartigkeit die Zufälligkeit oder unbestimmbare Variation in einem Datensatz.
Desto mehr visuelle Elemente aus den Beobachtungen in die Charakterisierung und Beschreibung der Daten eingehen, desto problematischer ist die Erstellung gültiger Generalisierungen. Diese erlauben es anderen Personen (als dem Beobachter), dessen Beobachtungen von einem Ort/Ereignis/Ergebnis zu nutzen, um selbst die gleiche Art von Beobachtungen an einem anderen Ort zu machen.
Zur Beschreibung müssen deshalb gut definierte Begriffe genutzt werden, die von allen Beteiligten gleich verstanden werden.
Dies ist oft nicht der Fall, sondern wird lediglich angenommen. Dazu wurde bereits in einem vorherigen Kommentar im Zusammenhang mit der Charakterisierung von Wirtsgesteinen einen Vorschlag gemacht.
4. Komplexität
Komplexität ist das Versagen von Vorhersagemöglichkeiten zum Verhalten eines Systems bei Änderungen.
Es kann sein, dass zur Darstellung von Abläufen und Systemen ein so großes Maß an Detail verwendet werden muss, und eine so hohe Vielzahl verschiedener Elemente angezeigt und beschrieben werden muss, so dass man dies nicht direkt alles ganz erfassen können. Es fehlt das Wissen, alles zu verstehen, was wahrgenommen (gesehen, gehören, …) wird. Die Darstellung eines Systems mit vielen Einzelheiten ist deshalb oft kompliziert.
Dies macht einen Vorgang/ein System jedoch nicht komplex.
Etwas ist kompliziert, wenn es anspruchsvoll, aber berechenbar ist. Anspruchsvoll bedeutet, dass es zahlreiche mitwirkende Faktoren gibt, die schwierig gleichzeitig erfasst werden können, und dass sowohl die Faktoren, als auch die Wirkungsmechanismen bekannt sind.
Komplexe Sachverhalte erlauben keine Vorhersagen dazu, wie sich der Sachverhalt entwickelt. Dies ist völlig zufällig. Deshalb machen Vorhersagen auch keinen Sinn.
Dazu wurde bereits in einem früheren Kommentar eingegangen.
5. Empfindlichkeit
Empfindlichkeit ist die Anfälligkeit eines Systems für Änderungen, die von außen angestoßen werden. Die Stärke der Änderung muss einen bestimmten Grenzwert überschreiten, damit sich das System nachweisbar nachhaltig ändert.
Das Problem ist, dass der Grenzwert zwar vorhanden ist, jedoch oft nicht zuverlässig ermittelt werden kann. Das gleiche Ereignis löst in einigen Systemen weitgreifende Änderungen aus, während in anderen, vergleichbaren Systemen keine Spuren von Veränderungen zu entdecken oder nachzuweisen sind.
Bei einer Forschungsstudie kann mit der Feststellung eines solchen Ergebnisses natürlich keinen Blumentopf gewonnen werden. Besser ist es, einen Grenzwert festzulegen. Der kann dann als Ergebnis wissenschaftlicher Forschung genutzt werden (und im ungünstigsten Fall missbraucht werden).
Bei einem unzureichenden Verständnis des Systems kann die Festsetzung eines Grenzwertes der Ausdruck bestehender Machtverhältnisse zur Durchsetzung individueller Interessen sein.
In der Darstellung der Klimakrise taucht die Darstellung der Empfindlichkeit eines Systems als Kipppunkt auf. Dies illustriert besser, was passiert, nachdem lange Zeit trotz Veränderungen bisher alles noch gut gegangen ist.
Da die Endlagersuche in einigen Bereichen Neuland betritt, und Prognosemodelle aus der Vergangenheit (siehe Bergwerk Asse) sich nicht mit Ruhm bekleckert haben, wäre es vorteilhaft, wenn in diesem Sachverhalt größtmögliche Transparent ermöglicht würde.
In mancher Hinsicht ist die Medizin ähnlich wie die Geologie: alle hier beschriebenen Probleme treten dort auch auf. In der Medizin gibt es jedoch viel mehr Investitionen. Das bedeutet allerdings nicht notwendigerweise ein besseres Wissen. Deshalb gibt es die vielen Grenzwerte im Gesundheitswesen.
In der Geologie reicht der Wissensstand oft nicht einmal zu Grenzwerten. Selbst wenn es die gibt, sind die schwierig anzuwenden. Ein Beispiel: Beim Faktor 1 (Transport radioaktiver Stoffe durch Grundwasserbewegungen) werden zwischen den Bewertungsgruppen scharfe Grenzen gezogen. Was sagt eine Messreihe aus, wo die Werte alle Kategorien eines Indikators abdecken? Was ist, wenn die untersuchten Proben nicht repräsentativ sind, und deshalb nur den Wertebereich einer Kategorie abdecken ?
6. Divergenz (Homologie)
Divergenz beschreibt die Entstehung unterschiedlicher Ergebnisse aus ähnlichen Ursachen und durch ähnliche Prozesse. Sobald es offensichtlich ist, dass dies stattfindet (stattgefunden hat, stattfinden wird) ist die direkte Nutzung von Analogien mit Problemen verbunden. Die Ursache ist oft, dass nicht hinreichend versanden wird, was untersucht und beobachtet werden soll.
Es kann auch sein, dass das System komplex ist. Es ist dann unmöglich, in diesen Sachverhalten zuverlässige Vorhersagen zu machen.
In Sachverhalten, wo Forschung deshalb betrieben wird, weil sichere Vorhersagen gemacht werden sollen (keine Ungewissheit beim erwarteten Ergebnis), ist es sehr schwierig, eine mögliche Divergenz zuzugeben.
Eine behauptete, nicht nachgewiesene Divergenz kann dagegen sehr gut missbraucht werden, um unnötige Zweifel zu sähen.
Nach allem, was ich im Zusammengang mit der Endlagerung in Deutschland erfahren habe, ist dieses Problem seit 50 Jahren vorhanden, und kaum systematisch adressiert worden.
7. Effizienz
Effizienz ist das Verhältnis der beobachteten Ergebnisse zur Energie, die notwendig war, um diese Ergebnisse zu erzielen. Sie bezieht sich auf den Einfluss von Ereignissen auf die Ausgestaltung eines Systems.
Da bei Prozessen in Sachverhalten der realen Welt in der Regel mehr als eine Variable mitwirken, ist die Erarbeitung eindeutiger Ursache-Wirkung-Beziehungen (Kausalbeziehungen) oft problematisch. In der Regel gibt es eine unüberschaubare Anzahl von möglichen Einflussfaktoren.
Im Zusammenhang mit der Endlagersuche ist es unklar, inwieweit Effizienz im Fokus steht. Es scheinen (in Relation) riesige Ressourcen zur Verfügung zu stehen, und am Ende wird ein Ergebnis feststehen.
8. Raum
Raum wird durch drei Dimensionen (Länge, Höhe, Breite) beschrieben. Die natürlich vorkommenden Prozesse spielen sich darin ab. Der Untersuchungsgegenstand befindet sich darin. Es gibt zwei wesentliche Aspekte des Problems: zum einen die Größe, und zum anderen die anzuwendende/anwendbare Maßeinteilung.
Die anzuwendende/anwendbare Maßeinteilung bezieht sich auf die Auflösung. Die Betrachtung eines Gegenstandes in einem niedrigen Maßstab ermöglicht die Betrachtung des ganzen Objekts. Die Betrachtung in einem großen Maßstab erlaubt nur die Beobachtung einzelner Teile dieses Objekts. Ein Objekt, das aus großer Entfernung einheitlich aussieht, kann bei naher Betrachtung Unterschiede im Zentimeter- und Millimeterbereich aufweisen. Die weitergehende Untersuchung ermöglicht das Herausarbeiten zusätzliche Einzelheiten im Mikrometerbereich bis zu einer Analyse der atomaren Struktur.
Das Problem der Größe äußert sich darin, dass bei Beobachtungen oft von dem kleinen Bereich auf den großen Bereich geschlossen werden soll, und von dem großen Bereich auf den kleinen Bereich. Es soll sowohl eine Extrapolation als auch Interpolationen möglich sein.
In diesem Zusammenhang sind sowohl Extrapolation als auch Interpolationen mit Ungewissheit behaftet, da es sich hier nicht um mathematische Beziehungen, sondern um natürlich vorkommende Resultate eines oder mehrerer Prozesse handelt.
Alle geologischen Modelle von Wirtsgesteinen haben dieses Problem.
9. Vielfältigkeit
Vielfältigkeit beschreibt die die vielfältigen Deutungsmöglichkeiten von möglichen Ursachen für beobachtete Einzelheiten.
Sie bezieht sich darauf, dass viele mögliche Ursachen gleichzeitig und zusammen für ein beobachtetes Ereignis/Ergebnis verantwortlich sein können. Die Annahme einer einzigen Ursache reicht in der Regel nicht aus, um die beobachteten Ereignisse/Ergebnisse abschließend zu erklären. Das Problem ist, die zusammenwirkenden Ursachen zu identifizieren, und ihr Zusammenwirken so zu beschreiben und zu definieren, dass sowohl vergangene Ereignisse erklärt, als auch zukünftige vorhergesagt/vorausgesagt werden können.
Die Klimaforschung bietet sehr gut erforschte und zugänglich dokumentierte Beispiele dafür, wie dieses Problem angegangen werden kann. Die Klimaforschung bietet auch sehr gut zugängliche dokumentierte Beispiele dafür, wie Menschen es ablehnen, sich mit unbequemen Wahrheiten zu befassen.
Die Klimakrise zeigt auch, dass Menschen mit Vielfältigkeit nicht gut zurechtkommen.
In der Endlagersuche zeigt sich dieses Problem bei der Einschätzung, welche materialwissenschaftlichen Forschungsergebnisse wie für die Bestimmung der 11 Abwägungskriterien relevant sind. Das StandAG liest sich eher wie eine Wunschliste.
10. Zeit
Zeit ist sowohl die absolute Zeit in der Vergangenheit, als auch die Zeitspanne zwischen einzelnen Ereignissen. Sie ist ein Mittel, um den Grad von Veränderungen zu messen.
Es gibt zwei wesentliche Aspekte des Problems. Der eine Aspekt ist die Verfügbarkeit, und der andere die Variabilität in natürlich vorkommenden Zeitspannen.
Die Verfügbarkeit äußert sich zum Beispiel darin, dass nur eine begrenzte Menge Zeit vorhanden ist, um einen Sachverhalt untersuchen zu können. Die Beobachtungen müssen dann auch noch die Eigenschaft haben, eine Auflösung des Problems zu ermöglichen, das das beseitigt werden soll.
Systeme auf der Erde existieren über die unterschiedlichsten Zeitspannen. Jeder Gegenstand der Betrachtung hat seine eigene Geschichte. Der Vergleich unterschiedlicher Zeitspannen eines einzelnen Systems kann zu unterschiedlichen Beobachtungen, Interpretationen und Vorhersagen über die Eigenschaften des Systems führen.
Zeit ist in der Regel nur in den reinen Naturwissenschaften unproblematisch. Bei einer chemischen Reaktion ist es egal, wie das Reagenz hergestellt wurde, solange es die erforderten Eigenschaften besitzt.
Die Materialwissenschaften sind näher an den reinen Naturwissenschaften wie Physik, Chemie, usw. Wenn (zum Beispiel) ein Salzgestein genutzt wird, dann ist diese Probe in der Regel nur eingeschränkt repräsentativ für alle Salzgesteine in dem Sachverhalt. Die Frage, inwieweit die Probe repräsentativ ist, muss allerdings von der Geologie beantwortet werden. Häufig ist dazu keine zuverlässige Dokumentation vorhanden.
Es müssen deshalb Annahmen gemacht werden. Dies erhöht die Ungewissheit.
Bei dem Umgang mit Ungewissheit könnten Konzept/Anlage 1 mehr Zuversicht vermitteln, dass diese Probleme bekannt sind, und explizit bei der Erarbeitung der Eignung von Teilgebieten adressiert werden.
Dies ist sowohl im Konzept, als auch in der Anlage 1 nur teilweise zu erkennen. Da viele LeserInnen sich möglicherweise von der Fülle des Materials überwältig fühlen, könnte eine andere Strukturierung der Inhalte hilfreich sein.
Ein allgemeiner Kommentar zur Art, wie das Konzept Informationen zum jetzigen Stand der Endlagersuche verfügbar macht.
Die jetzige Struktur der Dokumentation unterstützt die Lesbarkeit nur eingeschränkt. Nach meiner Ansicht ist das Konzept (über 60 Seiten) ohne die Nutzung von Anlage 1 nur sehr schwierig nachzuvollziehen. (in meiner Kopie funktioniert nicht einmal der Link auf Anlage 1.) In der Anlage 1 ist auf über 700 Seiten alles Mögliche zum jetzigen Stand zusammengefasst.
Im Prinzip behandelt der gesamte Text die unterschiedlichsten Arten von Modellen. Zu jedem dieser Modelle gibt es weiterführende Informationen, die teilweise nur sehr eingeschränkt oder gar nicht zugänglich sind. Selbst Dokumente, die von öffentlichen Institutionen bereitgestellt werden, sind nur teilweise verlinkt, und müssen mühsam im Internet gesucht werden. Nicht immer wird man fündig.
Je nach Art der Vorbildung und des persönlichen Interesses könnten zu dem Konzept (inkl. Anlage) tausende von Fragen gestellt werden, die nach Ansicht des/der jeweils Fragenden alle relevant sind. Diejenigen, die an diesem jeweiligen speziellen Fachgebiet innerhalb der Endlagersuche, auf das die spezielle Frage zielt, nur sehr wenig Interesse haben, bringt dies nichts.
Außerdem kann man latent unsicher sein, ob die spezifische Frage überhaupt gerechtfertigt ist, oder ob man nicht irgendwo in der Dokumentation eine Antwort darauf überlesen hat.
Es ist nicht erkennen, dass der Versuch, dieses Problem über ein Forum zu adressieren, bisher sehr erfolgreich ist. (Meine Vorerfahrungen bei der Beteilung zum Zwischenbericht waren nicht dazu geeignet, um mich zu motivieren.) Es gibt eine geringe Zahl angemeldeter Teilnehmer, eine noch sehr viel geringere Zahl an Beiträgen. Eine Diskussion im Sinne von Fragen und Antworten innerhalb von Tagen ist nicht wirklich wahrnehmbar.
Zudem bringen die möglichen Beteiligten sehr unterschiedliche Vorkenntnisse mit. Ich kann mir vorstellen, dass meine Kommentare diejenigen, die nicht an den von mir adressierten Themen interessiert sind, abschrecken: viel zu lang, zumindest teilweise unverständlich, und daher von keinem/wenig Nutzen.
Zudem können meine Beiträge leicht missverstanden werden. Ein digitales Forum ist eine asymmetrische Form der Kommunikation. Eine schriftliche Darstellung im Forum ist nicht eine Art von Dialog, wo direkt eine Zwischenfrage gestellt werden kann, wenn dies zur Verständnisklärung notwendig ist. Ich kenne meine AdressatInnen nicht. Nicht alle Interpretationen dazu, was wohl wie gemeint ist, werden immer gültig sein.
Bei der Beteiligung zum Zwischenbericht gab es nach meiner Erinnerung eine Begrenzung auf eine sehr begrenzte Anzahl von Wörtern, die ein Beitrag umfassen konnte. Damit dies eine Basis für eine Diskussion hätte werden können, hätte allerdings in einen engen Zeitrahmen die Diskussion auch aufgenommen werden müssen. Das ist nicht geschehen.
In der Regel ist es oft schon schwierig, sich nach einer Woche daran zu erinnern, was man genau gefragt hat (außer das Thema hat eine tiefe emotionale Bedeutung). Wenn die erste Reaktion erst nach vielen Monaten erfolgt, dann ist das Thema lange vergessen.
Nach der Vorgeschichte des Konzepts wird davon ausgegangen, dass alles, was geschieht, im Rahmen geltender Gesetze und Verordnungen stattfindet. Das Konzept enthält auf etwas über 60 Seiten über 250 Referenzen zu einzelnen Paragraphen des StandAG und der EndlSiUntV. Zudem wird im Konzept Text aus dem StandAG und der EndlSiUntV wiederholt.
Dies macht das Dokument sicherlich rechtssicher, schreckt aber wahrscheinlich Leser ab, die sich nicht seit vielen Jahren hochmotiviert in diesem Thema bewegen (die die Gesetzestexte und Verordnung im Kopf haben und deshalb diese Textteile überspringen können).
Das Konzept hat eher den Charakter einer amtlichen Veröffentlichung. Die Darstellung mancher Sachverhalte erscheint so, als ob (etwas übertrieben gesagt) der Verfasser/die Verfasserin Angst davor hat, plötzlich verständlich zu sein. (Klarheit bedeutet anscheinend, eigene Schwächen zeigen zu müssen. Das muss auf jeden Fall vermieden werden. Man macht sich dadurch möglicherweise angreifbar.) Wichtig ist es wohl, einen bestimmten Ton zu treffen.
Wer das Format als verbesserungsbedürftig darstellt, wird anscheinend als Angreifer der Institution wahrgenommen.
Wie schlecht dies bei Bürgern ankommt, konnte in den letzten 2 Jahren in amtlichen Veröffentlichungen zur Corona Pandemie gelernt werden. Als Resultat kann allerdings das Potential für irrationales Verhalten in der Gesellschaft besser eingeschätzt werden. Es ist überraschend hoch. In dem Sachverhalt der Endlagersuche wahr das Potential für ein irrationales Verhalten schon vorher vorhanden.
Zudem hilft es nicht, dass die bisherige Vorgehensweise der öffentlichen Institutionen beim Umgang mit Atomenergie bei vielen Bürgern mit einem massiven Vertrauensverlust verknüpft ist. Die Begründung für die Übernahme von Verantwortung für die Endlagerung ist, dass damals angeblich fast alle Bürger die Atomenergie gewollt haben. Diese Begründung lässt sich nicht mit der Dokumentation über und den Erfahrungen aus dem zivilen Protest dagegen in Einklang bringen. Diese Vorkommnisse waren einer der Auslöser eines deutlichen Vertrauensverlustes in den deutschen Staat, der Demonstranten zu Kriminellen erklärte, um damit den Einsatz von Polizeigewalt zu rechtfertigen.
Alle zur Produktion von Atomenergie gehörenden Komponenten (einschließlich der Einlagerungslösungen für Abfälle) mussten und müssen durch starke Sicherungsmaßnahmen und einen aufwändigen Einsatz von Ordnungskräften geschützt werden. Die, die gegen diese Technologie protestierten haben, haben diese Sicherungsmaßnahmen mitfinanziert, und tun dies jetzt auch noch immer. Oft wird das als fortlaufender Machtmissbrauch empfunden.
In dem Zusammenhang könnte es hilfreich sein, sich bei der Kommunikation der einzelnen Komponenten von Vertrauen bewusst zu sein. Zur Erinnerung:
Wahrgenommene Kompetenz
Die wahrgenommene (Fach)Kompetenz wird damit beurteilt, indem beobachtet wird, wie jemand Informationen (öffentlich) bereitgestellt. Fortschritte (eine neue Erkenntnis, das richtige Eintreten einer Vorhersage) können ohne Probleme nachvollzogen werden.
Bis jetzt ist die wahrgenommene Kompetenz eher gering. Für Gorleben wurden über 1,5 Milliarden Euro ausgegeben, ohne dass dafür adäquate Gegenwerte zu erkennen sind. Die Geschichte der Einlagerung im Bergwerk Asse ist kein Beispiel, um Zuversicht zu erzeugen.
Die bisherige Vorgehensweise bei einer möglichen Bürgerbeteiligung empfinde ich als mangelhaft (Schulnote).
Wahrgenommene Kompetenz kann auch sein, dass jemand zugibt, einen Fehler gemacht zu haben, und erläutert, warum dies geschah. Dies ist in diesem Zusammenhang bisher nach meiner Kenntnis noch nie geschehen.
Objektivität
Wenn Informationen in einem Format verfügbar werden, das es ermöglichen, die Zuverlässigkeit dieser Informationen einzuschätzen, dann erscheint die Darstellung in der Regel als objektiv. Objektivität und Subjektivität sind die zwei Enden eines Kontinuums. Was von einem Standort aus als objektiv erscheint, kann von einem anderen als subjektiv empfunden werden.
Möglicherweise wird (je nach Wissensstand) eine Vielzahl von Informationen benötigt, um eine korrekte Einschätzung in diesem Kontinuum vornehmen zu können.
Wenn die notwendigen Informationen zu den unterschiedlichen Standorten zwar vorhanden sind, aber nicht zur Verfügung gestellt werden, dann kann keine zufriedenstellende Einschätzung gemacht werden.
Dies scheint zurzeit der Fall zu sein. Es hilft vielleicht, sich in Erinnerung zu rufen, dass die Mittel für die Aktivitäten nicht unabhängig von der Energieindustrie irgendwie/irgendwo im Ausland erwirtschaftet wurden, sondern von den Bürgern Deutschland über das Bezahlen ihrer Stromrechnung bereitgestellt wurden. Diese Bürger Deutschlands sind die eigentlichen Auftraggeber. Sie haben die Arbeit lediglich an öffentliche Institutionen delegiert.
Fairness
Fairness bedeutet, dass begründete gegensätzliche Standpunkte dargestellt werden, auch wenn die verantwortliche Organisation sich diese Standpunkte begründet nicht zu eigen macht. Die Begründung der gegensätzlichen Standpunkte wird veröffentlicht, so dass sie nachvollzogen werden können.
Sobald der Rahmen einer wissenschaftlichen Betrachtung verlassen wird, können sich daraus auch Probleme ergeben. Fairness bedeutet deshalb nicht, dass bei dem öffentlich verfügbar machen von Informationen, und den damit zusammenhängenden Unsicherheiten, auch Verschwörungstheorien detailliert öffentlich dargestellt werden müssen, - nur weil einige Menschen daran glauben (selbst wenn sich diese dann unfair behandelt fühlen).
Ich hatte angenommen, dass dies durch die Beteiligung (siehe StandAG) erreicht werden soll. Bei der Beteiligung zum Zwischenbericht habe das nicht erkennen können. Ich hatte nicht den Eindruck, mit dieser Einschätzung allein zu sein. Ohne eine wahrgenommene Fairness wird von einer Beteiligung effektiv und effizient abgeschreckt.
Empathie
Die Erwartungen der Empfänger einer Information werden verstanden. Es wird darauf reagiert, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden. Da aufgrund von Erfahrungen (fehlende Aufrichtigkeit in der Vergangenheit) ein (latentes) Misstrauen darüber bestehen kann, ob Informationen wirklich zuverlässig sind, und ob wirkliche, oder nur scheinbare Fortschritte gemacht werden, sind Offenheit und Ehrlichkeit unabdinglich. Empathie bedeutet auch, jemandem Wertschätzung entgegenzubringen, jemanden anerkennen.
Wer Macht hat nimmt häufig an, auf Empathie (zumindest teilweise) verzichten zu können. Man glaubt, es besser zu wissen. Dies kann auch eine demokratisch gewählte Regierung, oder eine Behörde oder ein Amt sein, die dann als Obrigkeitsstaat agieren.
Dies wird weder als kompetent, noch als objektiv, kaum als fair, und definitiv nicht als empathisch wahrgenommen.
Bei der Beteiligung zum Zwischenbericht habe ich Empathie vermisst, inklusive bei denen, die die Beteiligung organisieren und begleiten sollten. Ich hatte nicht den Eindruck, mit dieser Einschätzung allein zu sein.
Die Kommunikationseinschränkungen durch die Corona Pandemie waren sicherlich nicht hilfreich.
Auch wenn dies vielleicht nicht beabsichtigt ist: Anscheinend wird man als unerwünschter Störenfried wahrgenommen, sobald man Fragen stellt, die über die veröffentlichten allgemeinen Informationsbroschüren hinausgehen, oder vdas, was in einem kleinen Kreis abgestimmt wurde.
Unvoreingenommenheit
Vertrauen wird erworben, wenn die Informationen nicht so aufbereitet und dargestellt werden, dass sie nur die spezifischen Interessen einer bestimmten Organisation oder Institution vertreten. Eine vollständige, genaue, präzise, … Darstellung zeigt oft auf, dass die kommunizierten Sicherheiten und Eindeutigkeiten in Wirklichkeit nur eine bestimmte Sichtweise des Sachverhaltes darstellen. Dies nutzt dann nur bestimmten Institutionen, nicht aber notwendigerweise dem Leser/der Leserin.
Wenn der Leser, die Leserin dies aufdecken, dann verlieren sie auch das Vertrauen in andere Informationen aus dieser Quelle.
Es ist vermutlich nicht die Aufgabe des BGE als Vorhabenträgers, diese Unvoreingenommenheit herzustellen. Dies ist eher Aufgabe der Aufsichtsbehörde/des zuständigen Ministeriums.
Zurzeit ist kaum zu erkennen, wie eine Unvoreingenommenheit hergestellt werden könnte. Es gibt Gesetzte und Verordnungen. Die BGE setzt diese um.
Als ob Umsetzung und Gestaltung von Gesetzen und Verordnungen in diesem Sachverhalt in der Vergangenheit vertrauenserweckende Erfolge geliefert haben.
Geradlinigkeit
Die Informationen können direkt verstanden werden und lassen keine anderen alternativen Interpretationen zu. Im Alltag begegnet einem dies, wenn im Nachhinein Worte eine andere Bedeutung bekommen. Es wird dann plötzlich sehr viel Wert daraufgelegt, was bei der Gelegenheit nicht gesagt wurde, im Gegensatz zu dem was gesagt wurde, und ähnliches mehr.
Eine mehr (oder weniger) überzeugende nachträglich kommunizierte Interpretation soll dann zeigen, dass es der Fehler des Lesers, der Leserin ist, dass sie die Informationen falsch verstanden haben.
Die meisten Leute empfinden dies als eine bewusste Verdrehung von Tatsachen.
Bei den wissenschaftlich/technischen Sachverhalten ist es sicherlich nicht einfach, diese Anforderung umzusetzen.
Sowohl Gesetz als auch Verordnung versuchen alles Mögliche, um das Wort „Risiko“ zu vermeiden.
Es taucht (wahrscheinlich deshalb) im Konzept kein einziges Mal auf.
Das ist aber das, was BürgerInnen im Kopf haben, wenn sie an Atomkraft und radioaktiven Abfall denken. Da ist ein Risiko. Das ist so tief drin, dass Deutschland sich entscheiden konnte, hochprofitable vollständig abgeschriebene Kernkraftwerke früher als wirtschaftlich notwendig abzuschalten und damit die Bürger zusätzlich finanziell zu belasten, anstatt die Erlöse daraus in den Aufbau erneuerbarer Energien zu investieren.
Stattdessen taucht im Konzept „sicher“ 380mal auf. Das wird möglicherweise nicht als besonders Geradlinig wahrgenommen.
Nach meiner Meinung braucht sich das Konzept nicht hinter einer sehr engen Auswahl aus bestimmten Begriffen zu verstecken. Es zeigt eine nachvollziehbare Handlungsweise auf.
Das bedeutet nicht, dass diese Dort geschilderte Vorgehensweise der Goldstandart zum weiteren Vorgehen ist und keine zusätzlichen Überlegungen erfordert. Im Zweifel (Ungewissheit) ist die erstellende Institution nicht so divers, dass sie allein auf diese Überlegungen kommen kann.